Vor 20 Jahren, am
15. September 1993, wurde im italienischen Palermo der Priester Giuseppe Puglisi von
der Mafia ermordet. Die Stadt gedachte des Geistlichen am Sonntag unter anderem mit
einer Messe an genau dem Ort, an dem Puglisi seinem Mörder in die Augen sah. Der Auftragskiller
sitzt heute in Haft, er sollte später erzählen, Puglisi habe ihn mit einem Lächeln
empfangen: „Damit hatte ich gerechnet“, soll er gesagt haben. Der mutige Geistliche,
der sich die Mafia mit seinem rigorosen Einsatz für die Jugend zum Feind machte, ist
am 25. Mai selig gesprochen worden. Das Erbe des Seligen sei heute deutlich in Palermo
sichtbar, unterstreicht im Interview mit Radio Vatikan Maurizio Artale, Präsident
des Zentrums „Padre Nostro“ (Vater Unser), das Puglisi 1993 in Brancaccio, einem populären
Viertel von Palermo, gründete.
„Wir haben heute in Brancaccio viele von
Puglisis Träumen realisiert: es gibt das Mehrzweck-Sportzentrum ,Centro Polivalente
Sportivo‘, ein Frauenhaus, wo wir Opfer von Missbrauch und Gewalt aufnehmen, ein Zentrum
für Strafgefangene und zwei Altenheime. Dennoch bräuchten wir mehr helfende Hände,
wir brauchen Leute, die sich engagieren. Welchen Sinn hat es, über Puglisi auf Tagungen
zu sprechen und Bücher über ihn zu schreiben, wenn sich das nicht konkret in die Nähe
zu den Menschen übersetzt, die leiden? Puglisi ist für solche Menschen gestorben,
er war der Bahnbrecher vieler Initiativen.“
Der Anschub, den der engagierte
Priester dem zivilgesellschaftlichen Engagement gab, ist unwiderruflich. Auch der
italienische Staat und die Institutionen haben sich seitdem verstärkt im Kampf gegen
die Mafia engagiert. Dennoch ist das organisierte Verbrechen in Italien auch heute
noch ein Thema. Er selbst erhalte ab und zu Morddrohungen, so Maurizio Artale, der
seine ganz eigene Art hat, dies zu deuten:
„Dies ist das Signal dafür, dass
wir auf einem guten Weg sind. Sie sagen uns: ,Wir sind da‘, und wir antworten ,wir
auch’ und bleiben. Ich erhielt 2007 eine Morddrohung, da habe ich einen Moment nachgedacht.
Doch dann habe ich an das titanenhafte Beispiel von Don Puglisi gedacht, der uns das
Leben zurückgab. Und ich sagte mir: Gut, geben wir unserem Leben einen Sinn!“
Rund
80.000 Menschen hatten am 25. Mai diesen Jahres an der Seligsprechungsfeier für Don
Puglisi teilgenommen. Der Erzbischof von Palermo Kardinal Paolo Romeo und dessen Vorgänger
Salvatore De Giorgi standen der Feier im Foro Italico in Palermo vor.