Über das Geheimnis
des Kreuzes hat Papst Franziskus an diesem Samstag bei seiner Frühmesse im Vatikan
meditiert. Ausgangspunkt war das Fest Kreuzerhöhung, das die Kirche am 14. September
feiert, im Gedenken an die Auffindung des Kreuzes Jesu durch Kaiserin Helena im Jahr
325. Im Geheimnis des Kreuzes finden wir die Geschichte des Menschen und die Geschichte
Gottes wieder, sinnierte der Papst. Und er erinnerte an den bei den Kirchenvätern
gängigen Vergleich zwischen dem Baum der Unterscheidung zwischen Gut und Böse und
dem Baum des Kreuzes:
„Dieser Baum hatte soviel Böses angerichtet – und
dieser andere Baum bringt uns zum Heil und zur Erlösung. Er verzeiht dieses Böse.
Dies ist der Weg der menschlichen Geschichte – ein Weg, um Jesus Christus, den Erlöser,
zu finden, der sein Leben hingibt um der Liebe willen. Denn Gott hat den Sohn ja nicht
in die Welt gesandt, damit der sie verurteile, sondern damit sie durch ihn gerettet
werde! Dieser Baum des Kreuzes rettet uns alle vor den Folgen jenes anderen Baumes,
mit dem die Selbstbezogenheit begonnen hatte, der Stolz, der Hochmut des alles-wissen-Wollens
– dem Anspruch, dass wir in unserer Verblendung die einzigen Richter der Welt sein
könnten. Dies ist die Geschichte des Menschen: von diesem zu jenem Baum.“
Am
Kreuz spiele sich aber auch „die Geschichte Gottes“ ab, fuhr Franziskus fort: „Denn
wir können durchaus sagen, dass Gott eine Geschichte hat“. Schließlich habe Gott ja
durch die Menschwerdung Jesu „in unsere Geschichte eintreten und mit uns gehen“ wollen.
„Diesen
Weg geht Gott aus Liebe! Es gibt keine andere Erklärung dafür: Nur die Liebe macht
so etwas. Schauen wir heute also aufs Kreuz, Geschichte des Menschen und Geschichte
Gottes. Schauen wir auf dieses Kreuz, an dem wir vom bitteren Honig des Opfers Jesu
kosten können. So groß ist dieses Geheimnis, dass wir alleine es zwar verstehen können
– verstehen, ja doch... aber dass wir das Heil, das aus diesem Geheimnis zu uns kommt,
gar nicht genug im Innern fühlen können. Geheimnis des Kreuzes; auf Knien, im Gebet,
auch durch Tränen läßt es sich ein bißchen verstehen. Die Tränen bringen uns diesem
Geheimnis näher.“
Ohne „innerlich zu weinen“, könne der Mensch dem Geheimnis
des Kreuzes nicht näherkommen, fuhr der Papst fort. Das sei „das Weinen des Reuigen,
das Weinen derer, die soviel menschliches Elend um sich herum sehen“ und die es in
Jesus wiederfinden. Wer so auf Knien weine, sei dabei „nie, nie allein“:
„Um
in dieses Geheimnis einzutreten, das zwar kein Labyrinth ist, aber einem solchen ein
bißchen ähnelt, brauchen wir die Mutter, die Hand der Mamma. Möge sie uns spüren lassen,
wie groß und wie demütig dieses Geheimnis ist; wie honigsüß und zugleich wie bitter.
Möge sie uns auf diesem Weg begleiten, den niemand anderes an unserer Stelle zurücklegen
kann. Jeder Einzelne muss ihn zurücklegen! Mit der Mamma, und auf Knien weinend...“