2013-09-14 12:25:55

Der Radio Vatikan-Buchtipp: Gedichte aus einem syrischen Gefängnis


RealAudioMP3 Viel ist in diesen Tagen zu hören und zu lesen über Syrien: es geht um Obama und Russland, um Chemiewaffen, um Flüchtlinge, aber auch um entführte Journalisten, die jetzt wieder frei sind. Wie es ist, Gefangener in Syrien zu sein, das erzählt auf seine ganz eigene Weise der Gedichtband „Spiegel der Abwesenheit“ von Faraj Bayrakdar. Eine Rezension von Stefanie Stahlhofen.

Als politischer „Gefangener Nr.13“ wurde der syrische Dichter und Journalist Faraj Bayrakdar von 1997 bis 2000 im Militärgefängnis in Saidnaya gefangen gehalten –wegen regimekritischer Veröffentlichungen. Ohne Kontakt zur Außenwelt saß er fast sieben Jahre in Untersuchungshaft, wurde gefoltert. In seiner Gefangenschaft schrieb Bayrakdar Gedichte, die letztlich auf abenteuerliche Weise zu seiner Freilassung beitrugen: Seine auf Zigarettenpapier geschriebenen, aus dem Gefängnis geschmuggelten Gedanken wurden in Paris unter dem Titel „Ni vivant ni mort“ (weder lebendig noch tot) veröffentlicht. So wurde die internationale Schriftstellervereinigung P.E.N aufmerksam, die sich mit einer Kampagne für die Freilassung des Dichters einsetzte. Im Jahr 2000 wurde Bayrakdar im Rahmen einer Amnestie entlassen.

„Spiegel der Abwesenheit“ enthält 101 Gedichte, die zweisprachig, auf Arabisch und Deutsch abgedruckt sind. Sie tragen keine Titel, nur Nummern – so, wie auch Bayrakdar im Gefängnis nur eine Nummer war. Zum Teil beschreiben die kurzen Texte klar und deutlich die Lage des Gefangenen und seine Gedanken, zum Teil sind es chiffrierte Botschaften, die der Leser erst entschlüsseln muss.

Allen Texten in dem kleinen, schwarz gebundenen Gedichtband ist jedenfalls eines gemein: Sie gehen unter die Haut und ermöglichen einen ganz anderen Blick auf Syrien und die Probleme des Landes.

Die Angaben zum Buch: Faraj Bayrakdar: „Spiegel der Abwesenheit. Gedichte“. Verlag Hans Schiler, 16 Euro.

(rv 14.09.2013 sta)








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