Libanon: Mehr syrische als libanesische Kinder bei der Einschulung
Aus Angst vor einem
möglichen militärischen Eingreifen der USA haben in den vergangenen Tagen weitere
tausende Syrer das Land verlassen. Pro Stunde etwa 1.000 neue Flüchtlinge hat eine
Mitarbeiterin von Caritas-Libanon am Hauptgrenzübergang zwischen Damaskus und Beirut
gezählt. Die Kapazitäten der Flüchtlingslager im benachbarten Libanon sind schon lange
erschöpft. Die Flüchtlingsströme aus Syrien wirken sich auch auf den libanesischen
Alltag aus, zum Beispiel auf das Schulsystem: Dieses Jahr werden im Libanon mehr syrische
als libanesische Kinder eingeschult. Für die Schulen und auch für die Hilfswerke ist
das eine ganz neue Herausforderung. Die Pressesprecherin von „save the children“ Mona
Monzer berichtet im Interview mit Radio Vatikan:
„Wir versuchen, Schülergruppen
zu bilden, so dass die einen am Vormittag in die Schule können, die anderen am Nachmittag
- und wir hoffen, so allen syrischen Kindern einen Zugang zur Schule zu ermöglichen.
Eine weitere Möglichkeit wäre, dass die Regierung verlassene Gebäude zu Schulen macht.
Natürlich muss dabei aber die Sicherheit der Kinder gewährleistet sein.“
Die
libanesische Regierung, die allen Flüchtlingen den Schulbesuch erlaubt, benötige dringend
Unterstützung durch Hilfsorganisationen, berichtet Monzer. Die Probleme seien vielfältig.
So muss sich beispielsweise das Schulsystem erst noch auf die vielen syrischen Flüchtlinge
einstellen, und die syrischen Kinder erwartet natürlich eine etwas andere Art der
Kultur und der Bildung als in der Heimat:
„Im Libanon werden naturwissenschaftliche
Fächer wie Mathe auf Englisch und auf Französisch unterrichtet, in Syrien hingegen
meistens auf Arabisch. Das heißt, dass die Kinder plötzlich auch noch eine neue Sprache
lernen müssen, um dem Unterricht folgen zu können. Hinzu kommt, dass die Klassen der
öffentlichen Schulen sowieso schon total überfüllt sind. Die Lehrer schaffen es da
meistens nicht, den syrischen Kindern besondere Aufmerksamkeit zu widmen. Deshalb
setzen sich sehr viele Hilfsorganisationen für extra Unterstützungskurse ein, damit
die syrischen Kinder nicht ein Schuljahr wiederholen müssen.“
Die Pressesprecherin
von save the children im Libanon hat mit mehreren Flüchtlingskindern in Beirut gesprochen,
die alle sehr gerne in die Schule gehen wollen. Sie glaubt, dass der Schulbesuch und
das Miteinander mit Gleichaltrigen den Flüchtlingskindern helfen kann, vielleicht
ein Stück weit wieder zur „Normalität“ zurückzufinden und besser in dem fremden Land
klarzukommen. Auch die Eltern unterstützen den Schulbesuch: Sie hoffen, dass ihre
Kinder so eine bessere Zukunft haben.