Papst an „Katholikos des Ostens“: „Dialog unterbindet Vorurteile“
Wie wichtig eine Kultur
der Begegnung ist, um den Weg der Einigung weiterzugehen, das hat Papst Franziskus
an diesem Donnerstag bei seinem Treffen mit dem Oberhaupt der autonomen syro-malankarischen
orthodoxen Kirche betont. Franziskus empfing Katholikos Moran Baselios Thomas Paulose
II., den geistlichen Führer von 2,5 Millionen Christen in Indien, am Vormittag zur
Audienz im Vatikan.
Papst Franziskus betonte im Gespräch die Gemeinsamkeiten
beider Glaubensgemeinschaften und ließ noch einmal einige Schritte des mittlerweile
dreißigjährigen ökumenischen Dialogs Revue passieren: Der Vatikan und die altorientalische
Kirche führen seit 1986 offiziell einen ökumenischen Dialog. 1989 unterzeichneten
beide Kirchen ein weitreichendes Dokument zur Christologie.
„Ich bin überzeugt,
dass es im ökumenischen Dialog wichtig ist, mit Vertrauen auf das Erreichte zurückzuschauen,
die Vorurteile und trennende Elemente zu betrachten, die Teil dieser ,Kultur der Auseinandersetzung’
sind. Wir müssen dabei aber auch der ,Kultur der Begegnung’ Platz lassen, die aus
dem gegenseitigen Verständnis lernt und für die Einheit arbeitet. Alleine ist das
jedoch nicht möglich: Unsere Schwäche und unsere Mittellosigkeit verlangsamen diesen
Weg. Deshalb ist es wichtig, unsere Gebete zu verstärken: Nur der Heilige Geist mit
seiner Gnade, mit seinem Licht und seiner Wärme kann unsere Kälte zum Schmelzen bringen
und unsere Schritte zu einer immer größeren Brüderlichkeit hin lenken.“
Papst
Franziskus lobte die gemeinsame Kommission der syro-malankarischen orthodoxen und
der katholischen Kirche, die ihre wertvolle Arbeit fortsetze und bedeutende Schritte
auf dem Weg zur Einigung vollbringe. Die orthodoxe Ostkirche ist ein Teil der so genannten
Thomaschristen, die sich auf eine historisch nicht nachweisbare Missionierung des
heutigen Bundesstaates Kerala durch den Apostel Thomas im ersten Jahrhundert berufen.
Zum Ende der Begegnung bat Franziskus im Gebet um weitere Fortschritte auf dem Weg
der Ökumene:
„Möge der Heilige Geist uns weiterhin erleuchten und uns auf
dem Weg der Vereinigung und der Harmonie führen. Er lasse uns alle Trennungsgründe
überwinden und auch die Rivalität, die unsere Vergangenheit gezeichnet hat. Eure Heiligkeit,
gehen wir gemeinsam auf diesem Weg und schauen wir mit Vertrauen auf den Tag, an dem
wir auch, mit der Hilfe Gottes, vor dem Altar Christi und in seinem Opfer vereint
sein werden. Bitten wir jeweils füreinander und rufen wir den Heiligen Petrus und
den Heiligen Thomas auf, die uns anvertraute Herde zu beschützen. Diese beiden, die
sich gemeinsam für das Evangelium eingesetzt haben, mögen für uns bitten und den Weg
unserer Kirchen begleiten.“
Katholikos Moran Baselios Thomas Paulose II.
ist bereits seit Mittwoch im Vatikan, um mit dem vatikanischen Einheitsrat ökumenische
Gespräche zu führen.