Militäreinsatz in Syrien ethisch zu rechtfertigen?
Christliche Geistliche aus Ägypten und deutsche Hilfsorganisationen haben vor einem
westlichen Militärschlag gegen Syrien gewarnt. Die Generalsekretärin von Pax Christi,
Christine Hoffmann, äußerte am Donnerstag in Berlin die Befürchtung, dass dies die
Situation in dem Bürgerkriegsland weiter verschlimmern werde. Eine politische Lösung
müsse absoluten Vorrang haben. Pax Christi forderte von Bundeskanzlerin Angela Merkel
ein klares Bekenntnis gegen einen Militärschlag. Die Kanzlerin müsse sich auch entsprechend
bei den Nato-Partnern dafür einsetzen.
Caritas international sieht bei einem
Militärschlag die humanitäre Hilfe in Syrien gefährdet. Unterstützung der Zivilisten
sei schon jetzt gefährlich; ein internationaler Konflikt mit Luft- und Raketenangriffen
aber mache jede Risikoanalyse unmöglich, erklärte das katholische Katastrophenhilfswerk
im deutschen Freiburg.
Der katholische Moraltheologe Eberhard Schockenhoff
hält einen Militärschlag dann für ethisch gerechtfertigt, wenn eindeutig nachgewiesen
ist, dass die syrische Regierung Giftgas eingesetzt hat. „Die internationale Völkergemeinschaft
hat auch eine Verpflichtung, Menschen, die das Opfer ihrer eigenen Regierung werden,
zu schützen“, sagte der Vizevorsitzende des Deutschen Ethikrates auf DeutschlandRadio
Kultur. Es dürfe in Syrien nicht um einen Vergeltungsschlag in der Logik des „Auge
um Auge, Zahn um Zahn“ gehen, sondern „darum, deutlich zu machen, dass mit dem Einsatz
von Giftgas ein grober völkerrechtlicher Verstoß vorliegt“.
Der Generalbischof
der koptisch-orthodoxen Kirche in Deutschland, Anba Damian, wertete einen möglichen
Militärschlag der USA als „kriminell“. Damit werde man den Islamisten in die Hände
spielen, so Damian.
Die internationale Gesellschaft für Menschenrechte und
der Vertreter der Assyrischen Kirche des Ostens, Emanuel Youkhana, betonten, eine
Flucht von Christen aus Syrien würde die Situation verschlechtern. „Wenn wir an der
Zukunft des Landes mitwirken wollen, müssen wir bleiben und aktiv werden“, so der
Geistliche.
Das britische Parlament hat derweil gegen eine Beteiligung des
Landes an einem möglichen Militärschlag in Syrien gestimmt.