2013-08-25 13:07:48

Italien: Feiern zu 35. Jahrestag der Papstwahl Lucianis


Am Wochenende ist in den Dolomiten der Wahl Albino Lucianis zum Papst gedacht worden. Am 26. August 1978 war der aus Norditalien stammende Kirchenmann zum Nachfolger Pauls VI. gewählt worden. Der „lächelnde Papst“ („Papa del sorriso“) starb nur 33 Tage später, in der Nacht von 28. auf 29. September 1978, an Herzversagen. In seinem Geburtsort Canale d'Agordo in den Dolomiten fanden aus diesem Anlass Gedenkfeiern mit einem Konzert, einer Buchpräsentation und einem Pontifikalamt statt. Den Gottesdienst am Wahltag, 26. August, auf der zentralen Piazza leitet der Diözesanbischof von Vicenza, Beniamino Pizziol.


Hintergrund

Albino Luciani wurde 1912 in einer armen Familie in Forno di Canale (heute Canale d'Agordo) in der Provinz Belluno geboren; sein Vater war ein überzeugter Sozialist. Von Kindheit an war Albino kränklich. Im Alter von elf Jahren trat er 1923 in das Knabenseminar in Feltre ein.

Schon 1935 wurde Albino Luciani zum Priester geweiht. Er promovierte 1947 mit einer Arbeit über den Philosophen und Ordensgründer Antonio Rosmini (1797-1855), der inzwischen selig gesprochen worden ist. Obwohl er keine Ämter anstrebte, wurde er bald mit verantwortungsvollen Funktionen betraut. U.a. war er in seiner Heimatdiözese stellvertretender Regens des Priesterseminars, Direktor des Katechetischen Büros und Generalvikar.

Am 27. Dezember 1958 wurde Luciani von Johannes XXIII. zum Bischof von Vittorio Veneto ernannt. Paul VI. ernannte ihn 1969 zum Patriarchen von Venedig und nahm ihn 1973 in das Kardinalskollegium auf. 1971 machte der Patriarch Schlagzeilen, als er den reichen Kirchen des "Westens" vorschlug, ein Prozent ihrer Einkünfte an die mittellosen Kirchen im "Süden" abzuführen.

Italienweit bekannt wurde Luciani durch seine humorvollen und tiefgehenden fiktiven Briefe an historische Gestalten, die in der Zeitschrift "Messaggero di Sant'Antonio" erschienen. 1976 kamen sie unter dem Titel "Illustrissimi" in Buchform heraus, (auf Deutsch 1978 unter dem Titel "Ihr ergebener...Albino Luciani").

Nach dem Tod von Paul VI. wurde Albino Luciani am 26. August 1978 nach einem nur eintägigen Konklave, an dem 111 Kardinäle teilnahmen, zum Papst gewählt. Dieses Konklave war das erste, an dem die Kardinäle über 80 nicht mehr teilnehmen durften.

Die Wahl Lucianis stellte für die Weltöffentlichkeit und vermutlich auch für ihn selbst eine Überraschung dar. Joseph Ratzinger, der spätere Papst, sage in einem "Trenta giorni"-Interview in den 1980er-Jahren, der Name Lucianis sei bei einer Begegnung von brasilianischen und deutschsprachigen Kardinälen - unter ihnen auch Kardinal König - beim Konklave "ins Gespräch" gekommen.

Seinen Papstnamen wählte Albino Luciani, weil er das Erbe seiner beiden Vorgänger Johannes XXIII. und Paul VI. vor allem im Hinblick auf die Ergebnisse des Zweiten Vatikanischen Konzils weiterführen wollte. Es ging ihm darum, den Gegensatz, der in der öffentlichen Meinung zwischen Johannes XXIII. und Paul VI. konstruiert worden war, zu überwinden. Persönlich verband Johannes Paul I. entschlossene Glaubenstreue mit tiefer Demut.

Am 27. August 1978 verkündete Johannes Paul I. den Kardinälen sein Programm, wobei diese Ansprache "die erste wirkliche, nicht auf fromme Rhetorik und allgemeine Appelle beschränkte Programmrede eines neugewählten Papstes war", wie der Journalist David A. Seeber anmerkte. Dabei nannte er sechs Schwerpunkte: die kontinuierliche Umsetzung der Beschlüsse des Zweiten Vatikanischen Konzils, die Bewahrung der "großen Disziplin der Kirche für das Leben der Priester und der Gläubigen", die Evangelisierung als erste Pflicht der Kirche, die Fortsetzung der ökumenischen Bestrebungen, die Weiterführung des von seinem Vorgänger zum Prinzip des pastoralen Wirkens erhobenen Dialogs und die Unterstützung aller aufrichtigen Initiativen zur Erhaltung und Förderung des Friedens in der Welt.

Am 3. September 1978 wurde der neue Papst feierlich in sein Amt eingeführt. Auf die traditionelle prunkvolle Krönung mit der Tiara verzichtete er, stattdessen fand seine Amtseinführung bei einer Messfeier auf dem Petersplatz statt.

Johannes Paul I. fand wegen seines freundlichen Auftretens ("Der lächelnde Papst") auch bei Nichtkatholiken sofort Sympathie. Als erster Papst verwendete er in offiziellen Schreiben und Ansprachen nicht mehr den "Majestätsplural", sondern schrieb schlicht "ich".
Auch war er der erste Papst, der selbst ein Telefon bediente und auf den Kniefall der Schweizer Gardisten bei seinem Vorübergehen im Vatikan verzichtete.

Zahlreiche Verschwörungstheorien

Nach einem Pontifikat von nur 33 Tagen starb Johannes Paul I. in der Nacht vom 28. zum 29. September 1978 und wurde in der Krypta des Petersdoms bestattet. Eine Obduktion seines Leichnams wurde sowohl von seiner Familie als auch vom Vatikan abgelehnt.

Der Tod des Kurzzeitpapstes gab rasch den Anlass für zahlreiche Verschwörungstheorien. Der tote Papst wurde von der Vorsteherin des päpstlichen Haushaltes, Schwester Vincenza, gegen fünf Uhr morgens im Bett seines Schlafzimmers aufgefunden. Sie verständigte daraufhin die Privatsekretäre Diego Lorenzi und John Magee. Der Todeszeitpunkt wurde auf den 28. September, etwa um 23 Uhr, geschätzt.

Der österreichische Pathologe Hans Bankl meinte in seinem Buch "Viele Wege führten in die Ewigkeit", dass man aus den vagen Angaben keine endgültigen Schlüsse ziehen könne. Er hielt ein aus den Beinvenen in die Lungenschlagader verschlepptes Blutgerinnsel
Lungenembolie oder einen Herzanfall für wahrscheinlich.

1984 veröffentlichte der englische Erfolgsautor David Yallop das Buch "Im Namen Gottes?". Darin behauptete er, Johannes Paul I. sei vergiftet worden, weil er korrupte Machenschaften der Vatikanbank IOR aufdecken und beseitigen wollte. Wirklich seriöse Anhaltspunkte für diese These gibt es allerdings keine.

Das Seligsprechungsverfahren für Johannes Paul I. wurde 2003 in seiner Heimatdiözese Belluno-Feltre begonnen. Vor sechs Jahren wurde die römische Phase des Seligsprechungsverfahrens eröffnet, nachdem die diözesane Phase 2006 beendet worden war. Das für die Seligsprechung erforderliche Wunder ist laut Vizepostulator Msgr. Giorgio Lise bereits "prozedural bestätigt" worden. Es handle sich um die Heilung eines Bankangestellten in der süditalienischen Stadt Altamura, der unter Magenkrebs litt und sich im Gebet an Johannes Paul I. gewandt habe.

(kap/rv 25.08.2013 mc)







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