Angesichts der andauernden Anti-Roma-Märsche in Tschechien zeigt sich erstmals ein
hoher katholischer Würdenträger des Landes solidarisch mit der Minderheit. Der Bischof
der nordmährisch-schlesischen Diözese Ostrava-Opava, Frantisek Lobkowicz, warnte am
Freitag vor wachsenden Spannungen zwischen der tschechischen Mehrheitsgesellschaft
und der Roma-Minderheit. In Ostrava (Mährisch-Ostrau) planen Rechtsradikale für diesen
Samstag eine Demonstration gegen Roma. Lobkowicz lobte das familiäre Zusammenleben
und die Bemühungen der Roma, ihre Traditionen zu bewahren, als vorbildlich. Das gelte
auch für ihre Anstrengungen, der Mehrheitsgesellschaft zu zeigen, dass Roma nicht
automatisch mit Kriminellen gleichzusetzen seien, wie das „neuzeitliche Rassisten“
täten. Der Bischof appellierte an die Tschechen, sich nicht von Rechtsextremen zu
Gewalt und Hass aufstacheln zu lassen. Negative Erfahrungen im Zusammenleben der beiden
Gruppen, die von den Medien verbreitet würden, sollten nicht verallgemeinert werden.
Der tschechische Inlandsgeheimdienst BIS bezeichnete kürzlich in seinem Extremismus-Quartalsbericht
die Zuneigung „normaler weißer Tschechen“ zu Rechtsextremen als eine ernster zu nehmende
Gefahr für die Demokratie im Land.