2013-08-21 09:18:47

Österreich: Diskussion um das Geschäft mit der In-vitro-Fertilisation


RealAudioMP3 Die In-vitro-Fertilisation, also die Methode der künstlichen Befruchtung einer Eizelle, ist seit einigen Tagen wieder Thema. Denn deutsche Ärzte sollen Frauen an ausländische Kliniken vermittelt haben, damit sich diese Ländern mit anderen gesetzlichen Bestimmungen - wie Österreich - einer künstlichen Befruchtung unterziehen lassen können. Warum dies in Deutschland und Österreich nun diskutiert wird, berichtet Franziska Lehner von Radio Stephansdom.

Das Wunschkind

Wenn Paare Kinderlos bleiben besteht die Möglichkeit einer In-vitro-Fertilisation. Dieses Fremdwort beschreibt die künstliche Befruchtung einer Eizelle im Reagenzglas. Die Methode der In-vitro-Fertilisation ist aber medizinisch und ethisch nicht unbedenklich. Aus diesem Grund gibt es in Österreich und anderen EU-Staaten gesetzliche Regelungen.

Nun haben Mediziner in Deutschland Frauen und Paare an ausländische Kliniken vermittelt, damit sie sich dort einer künstlichen Befruchtung oder Eizellenspende unterziehen lassen können. Da das deutsche Embryonengesetz eines der strengsten ist in ganz Europa.

Matthias Beck, Professor für Theologische Ethik an der Universität Wien und Mitglied der österreichischen Bioethikkommission, erklärt die deutsche Rechtslage rund um das Embryonengesetz:

„Nur um ihrer Selbstwillen dürfen sie geachtet werden. Sie dürfen nur dann hergestellt werden, wenn sie auch implantiert werden und dürfen nicht auf Vorrat im Kühlschrank aufbewahrt werden. In Österreich ist die Gesetzeslage sehr viel liberaler. Da darf man mehrere Embryonen herstellen, z.B. zehn und pflanzt nur zwei ein. Wenn es beim ersten Versuch nicht funktioniert, dann kann man beim nächsten Versuch zwei weitere verwenden. In manchen Ländern gibt es gar keine Regelungen. Deswegen gehen wahrscheinlich manche deutsche Paare ins Ausland, weil sie denken, da geht es einfacher.“

Die Bioethikdiskussion rund um die künstliche Befruchtung menschlicher Eizellen wird bereits seit rund 35 Jahren geführt. Das Grundproblem der In-vitro-Fertilisation sei dabei die Verfügbarkeit menschlichen Lebens außerhalb des Mutterleibes, so Matthias Beck.

„Die Grundfrage muss immer wieder angesprochen werden: es steht in diesem Fall das menschliche Leben außerhalb des Mutterleibs. Damit stellt es allen Forschung- und Handelsinteressen zur Verfügung. Dies Verfügbarkeit des Menschen hat eine neue Dimension in der ethischen Debatte geöffnet.“

Matthias Beck hat die Grundfragestellung der Bioethikdisskussion zusammengefasst. Die Problematik komme deshalb nicht zur Ruhe, da immer neue Fragestellungen hinzukommen, wie etwa Stammzellenforschung, künstliche Befruchtung gleichgeschlechtlicher Paare oder die Schaffung sogenannter „Rettungsgeschwister“. Aber was sagt die katholische Kirche zur In-vitro-Fertilisation?

„Die Kirche hat sich da festgelegt und zwar sehr früh schon. Sie lehnt die In-vitro-Fertilisation kategorisch ab. Die Kirche sagt, der Geschlechtsakt zwischen Mann und Frau und deren Vereinigung soll die einzige ,Methode´ der Weitergabe menschlichen Lebens sein. Es darf nicht ein Labor sein, wo sie von der Geschicklichkeit eines Arztes oder der Labormitarbeiter abhängt. Die Kirche hat sich ganz klar dazu geäußert.“

So Matthias Beck, Professor für Theologische Ethik an der Universität Wien und Mitglied der österreichischen Bioethikkommission. Er selbst ist Humanmediziner und Theologe und wird zum Thema künstliche Befruchtung auch immer wieder persönlich angefragt. Wenn ihn Menschen um Rat fragen erkläre er die Sachlage Dreidimensional:

„Ich schildere nur die Natur wissenschaftlicher Probleme, denn ganz problematisch ist das nicht. Ich benenne die Lehre der Kirche und sage dann den Menschen, sie sollen zu einer Gewissensentscheidung kommen. Das finde ich fair und entspricht der Lehre der Kirche, dass nämlich das Gewissen die letzte Instanz der Entscheidung ist.“

(radio stephansdom 21.08.2013 mg)







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