Ägypten: Al-Azhar-Universität ruft Islamisten zu Gewaltverzicht auf
Die Kairoer Al-Azhar-Universität, höchste Lehrautorität des sunnitischen Islam, hat
die Muslimbrüder in Ägypten zum Gewaltverzicht aufgerufen. Andernfalls drohe das Land
„in blinden Aufruhr abzugleiten, der die Nation in Brand setzen könnte“, sagte Großimam
Ahmed al-Tayyeb laut der ägyptischen Zeitung „Ahram Online“ (Sonntag) im staatlichen
Fernsehen. „Gewaltszenen gewinnen für niemanden irgendwelche Rechte. Legitimität ist
nicht durch Blutvergießen zu erreichen“, sagte der Religionsgelehrte. Für Unterstützer
der Muslimbruderschaft, die sich nicht an Aufstachelung zur Gewalt beteiligt hätten,
gebe es immer noch eine Chance, ihrem Land zu Hilfe zu eilen, indem sie es vor Chaos
bewahrten. Zugleich betonte al-Tayyeb, die Universität widersetze sich Versuchen einer
Einflussnahme auf Religionsgelehrte durch Parteien.
Für den Sonntagnachmittag
hatte die Muslimbruderschaft neue Proteste in Kairo angekündigt. In einem Sternmarsch
wollten Anhänger des gestürzten Präsidenten Mohammed Mursi von mehreren Moscheen im
Stadtgebiet zum Verfassungsgericht ziehen, wie die Online-Zeitung „Egypt Independent“
(Sonntag) meldete.