Ein Gericht in Pakistan hat den Imam freigesprochen, der ein christliches Mädchen
fälschlich der Blasphemie beschuldigt haben soll. Der Imam Khalid Jadoon Chishti war
im vergangenen Jahr unter dem Vorwurf festgenommen worden, Blätter des Koran in die
Tasche eines minderjährigen und geistig beeinträchtigen Mädchens gesteckt zu haben,
um sie anschließend der Koranschändung zu bezichtigen. Ein Verfahren gegen ihn in
Islamabad wurde jetzt wegen Mangels an Beweisen eingestellt, wie pakistanische Medien
am Sonntag berichteten. Drei Belastungszeugen erklärten in einer neuen Aussage, sie
seien von der Polizei unter Druck gesetzt worden. Einer der Zeugen ist den Medienangaben
zufolge der Muezzin der Gemeinde, in der Chishti arbeitet. Nach dem Widerruf der belastenden
Aussagen erklärte sich der Richter außerstande, die Klage weiterzuverfolgen.
Der
Fall der damals 14-jährigen Rimsha Masih erregte seinerzeit internationale Aufmerksamkeit.
Das christliche Mädchen war im August 2012 in Islamabad unter dem Vorwurf festgenommen
worden, zusammen mit anderen Papieren Seiten aus einem Koran verbrannt zu haben. Ärzte
stuften die Jugendliche als geistig beeinträchtigt ein. Im Verlauf der Ermittlungen
geriet der islamische Geistliche Chishti in Verdacht, den Vorfall inszeniert zu haben.
Das Mädchen wurde am 8. September gegen Kaution freigelassen. Die Familie beantragte
später Asyl in Kanada.
Hintergrund: Das pakistanische Strafrecht
enthält seit den 80er Jahren einen Blasphemie-Paragrafen. Verstöße werden im Extremfall
mit der Todesstrafe geahndet. Kritiker bemängeln, das Gesetz lasse zu viel Freiraum
für falsche Verdächtigungen.