Das berühmte griechisch-orthodoxe Katharinenkloster auf der Sinai-Halbinsel soll vorläufig
gesperrt werden. Das hat das zuständige ägyptische Ministerium angeordnet, wie die
Nachrichtenagentur Kathpress an diesem Sonntag berichtet. Kirchen, Bibliothek und
andere Einrichtungen sind damit bis auf weiteres für Touristen im Hinblick auf befürchtete
Angriffe von islamistischen Terroristen nicht zugänglich.
In Kairo wird bedauert,
dass die UNESCO bisher nichts zum Schutz der pharaonischen und koptischen Kulturdenkmäler
in Ägypten unternommen hat, die Ziel einer systematischen Kampagne der Islamisten
sind. Islamistische Agitatoren bezeichnen diese Kulturdenkmäler als „heidnische Überbleibsel“,
die zerstört werden müssten. Unter den bereits am Mittwoch besonders schwer in Mitleidenschaft
gezogenen christlichen Gotteshäusern war auch das aus dem 3. Jahrhundert stammende
Kloster der Gottesmutter und des Heiligen Abraham in Delga.
Christen „schockiert“
über Haltung des Westens
Unter den Christen in Ägypten wächst inzwischen
Unbehagen und Empörung über die Haltung des Westens. Der Westen habe in Ägypten versagt,
verstehe die Lage des Landes völlig falsch und habe den Muslimbrüdern zuviel naives
Wohlwollen geschenkt, so der Pressesprecher der katholischen Bischofskonferenz Ägyptens,
Pater Rafic Greiche: Er sei „geschockt“, so Greiche, dass Europa und die USA nach
den offenbar koordinierten landesweiten Angriffen auf Kirchen und christliche Einrichtungen
ab Mittwoch kaum Stellung nehmen würden. Die Drohungen der Muslimbrüder richteten
sich aber nicht nur gegen die Christen, sondern auch gegen die gemäßigten Muslime,
gegen die „Liberalen“ und gegen die linken Nationalisten.
Der koptisch-katholische
Bischof von Assiut, Kyrillos William Samaan, stellte fest: „Es ist schon fast 'normal'
geworden, dass uns die Islamisten für alles beschuldigen. Das überrascht niemanden.
Was mich aber dann doch negativ überrascht, ist die Haltung des Westens. Zuerst stehen
sie hinter Mursi, dann kritisieren sie die Haltung der Armee gegen die Muslimbrüder.
Aber das Schlimme ist, im Westen kümmert sich niemand um die Christen in Ägypten.
Kein Wort hört man von westlichen Politikern, wenn Kirchen angegriffen und Christen
getötet werden“.
Zu den Fantasien des Al-Kaida-Führers Ayman al-Zawahiri,
Ägyptens Christen hätten zusammen mit dem Militär und Kräften des Mubarak-Regimes
für den Sturz von Mursi am 3. Juli gesorgt, sagte der Bischof von Assiut trocken:
„Das ist natürlich absurd. 33 Millionen Ägypter haben seinen Rücktritt verlangt. Wir
Christen haben ja nicht allein gegen Mursi demonstriert“.