Dominikaner: Positive Seiten der Säkularisierung aufgreifen
Am vergangenen Donnerstag,
dem Fest des Heiligen Dominikus, ist in Trau (Trogir) in Kroatien das Generalkapitel
der Dominikaner zu Ende gegangen. Alle drei Jahre trifft sich das höchste Leitungsgremiums
des Ordens zur strategischen Neuausrichtung seiner Mission. Drei Grundherausforderung
sind dabei identifiziert worden, sagt der Ordensmeister der Dominikaner Bruno Cadoré
OP: Der Einsatz für die Schwächsten, die positive Auseinandersetzung mit dem Phänomen
der Säkularisierung und der Kampf für eine humanere Globalisierung. Im Interview mit
Radio Vatikan erläutert P. Cadoré die Bedeutung des Predigtcharismas für die Dominikaner,
der sich offiziell „Predigerorden“ nennt:
„Wie immer wenn es ums Predigen
geht, muss man erst einmal hinhören. Das ist jedenfalls das, was im letzten Generalkapitel
wieder einmal deutlich wurde. Es geht darum, die Suchbewegungen dieser Welt wahrzunehmen:
Die Suche nach Wahrheit, nach Authentizität, nach Glück. Besondere Aufmerksamkeit
wollen wir dem widmen anhand dreier ‚Linien’: erstens eine Stimme den Schwächsten
geben; zweitens die positiven Seiten der Säkularisierung wahrnehmen und aufgreifen;
und drittens der Suche nach menschlicher Anerkennung einen Raum eröffnen. Dies liegt
alles in der Tradition unseres dominikanischen Ursprungscharismas begründet: nämlich
in der Bedeutung der ‚Communio’“
Können Sie einige Beispiele dafür geben?
„An
vielen Orten, an denen die Brüder und Schwestern des Dominikanerordens arbeiten, ist
die Urbevölkerung marginalisiert, oder auch soziale Gruppen in unseren modernen Gesellschaften,
die keinen gerechten Zugang zur Bildung haben. Ich denke an die vielen Migranten,
die ein weltweites Phänomen darstellen. In gewissen kulturellen Kontexten scheint
es mir wichtig, der Stimme der Frau eine größere Bedeutung zu geben und den Hoffnungen
der Jugend eine Stimme zu geben. All diese Stimmen verdienen, verstärkt wahrgenommen
zu werden!“
Können Sie aus den Arbeiten der verschiedenen Kommissionen berichten?
„Wir haben sehr viel über das Studium gearbeitet. Das Studium ist sehr
wichtig und Teil unseres ‚Lebensstils’, es ist eines der Mittel zur Kontemplation
des Wortes Gottes, wie es auch eins der Mittel ist, um die Communio unter den Brüdern
aufzubauen. Wir haben auch viel an der Reorganisation unserer missionarischen Strukturen
gearbeitet. um sie zu verschlanken und besser an die heutigen Notwendigkeiten der
Welt und der Kirche anzupassen. Unser Wunsch ist ja, dem Predigtcharisma in der Kirche
zu dienen. Wir sind nicht die einzigen die predigen; aber es ist unsere Mission, dem
in der Kirche zu dienen. Daher müssen wir uns da gut aufstellen, um diesen kirchlichen
Beitrag leisten zu können.“
2016 findet das nächste Generalkapitel in Bologna
statt, wo der Ordensgründer Dominikus beerdigt ist. In demselben Jahr feiern die Predigerbrüder
auch das 800-jährige Jubiläum ihrer Gründung. P. Cadoré dazu:
„Ein Jubiläum
ist zunächst ein Grund, Gott zu danken für seine Güte und Treue; sowie den Brüdern,
die dieses wundervolle Traditionsgut uns überliefert haben, und für unsere Geschichte.
Aber wie bei allen Orden ist diese Rückkehr zu den Wurzeln auch eine Gelegenheit für
eine demütige Relektüre unserer Geschichte und unserer Gegenwart. 'Demütig', weil
es sich um eine Berufung durch den Herrn handelt: Wir haben da kein Verdienst. Am
Anfang unserer Geschichte steht die Barmherzigkeit Gottes. Wir wollen mit diesem Jubiläum
kreativ unser Anfangscharisma ins Heute übersetzen und der Predigt der Kirche dienen.“
Aus
dem deutschen Sprachraum waren mehrere Vertreter bei dem Generalkapitel dabei. Die
Dominikanerprovinz Teutonia vertrat P. Diethard Zils OP, die süddeutsch-österreichische
Provinz P. Paul D. Hellmeier OP. Aus der Schweiz war P. Peter Spichtig OP entsandt
worden. Für die dominikanischen Laien war Klaus Bornewasser aus Düsseldorf beim Generalkapitel
dabei.
(rv 11.08.2013 mc)
Im Audio hören Sie das franzöisische Original
des Interview mit P. Bruno Cadoré (von Manuella Affejee, französische Redaktion von
Radio Vatikan)