Die Situation für Christen wird immer gefährlicher. Dies gelte insbesondere seit der
Abspaltung und Unabhängigkeit des Südsudan vor zwei Jahren. Das berichtet die Stiftung
„Pro Oriente“: es gebe Festnahmen von Christen, ausländische christliche Arbeitnehmer
würden ausgewiesen und christliche Publikationen beschlagnahmt. Im vergangenen April
gab die Regierung in Khartum öffentlich bekannt, dass man keine weiteren Baugenehmigungen
für kirchliche Gebäude erteilen werde. Ende Juni durchsuchte die Polizei die Büros
der Presbyterianischen Kirche im Sudan. Der sudanesische Geheimdienst habe weiter
seine Suche nach Konvertiten insbesondere in den Nuhabergen, wo es eine separatistische
Bewegung gebe, verschärft, so „Pro Oriente“.
Der umstrittene sudanesische Präsident
Omar al-Bashir habe darüber hinaus wiederholt erklärt, er wolle den Sudan zu einem
„islamischen Staat“ machen, in dem es für Angehörige anderer Religionsgemeinschaften
keinen gleichberechtigten Platz mehr geben würde. In Übereinstimmung mit der Scharia
ist für den Abfall vom islamischen Glauben im Sudan die Todesstrafe vorgesehen, obwohl
das Land die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte unterzeichnet hat, so „Pro Oriente“.
In den letzten 20 Jahren sei allerdings kein entsprechendes Urteil ergangen. Jedoch
wurden rund 170 Personen in den vergangenen beiden Jahren wegen „Abfalls vom Glauben“
angeklagt und inhaftiert.
Verstärkt werde eine anti-christliche Einstellung
der muslimischen Mehrheitsbevölkerung laut „Pro Oriente“ durch den Blick in die Geschichte
des Landes: So haben zwischen dem 5. und 16. Jahrhundert im Norden des heutigen Sudan
drei christliche, der byzantinischen Orthodoxie zugeordnete Königreiche bestanden
- Nobatia, Makuria und Alodia.