2013-08-08 10:05:28

Italien: Flüchtlingswerk kritisiert Maltas Haltung gegenüber Bootsflüchtlingen


RealAudioMP3 Im Flüchtlingsdrama vor der Küste Maltas hat sich nach drei Tagen eine Lösung abgezeichnet. Italien erklärte sich am Mittwoch bereit, die 102 geretteten Bootsflüchtlinge aus Afrika aufzunehmen. Sie waren vor Malta gestrandet, unter ihnen vier Schwangere und ein Baby. Die Migranten aus Eritrea und Äthiopien waren am Sonntag von einem Öltanker von einem Boot aus Seenot gerettet worden. Valeria Carlini ist Pressesprecherin des Italienischen Hilfswerk für Flüchtlinge. Im Gespräch mit Radio Vatikan kritisiert sie die Haltung Maltas:

„Für uns ist das, was Malta getan hat, eine sehr schlimme Sache. Vergessen wir nicht, dass es sich bei den 102 Migranten auch um vier schwangere Frauen handelt. Eine weitere Frau hatte sogar ein fünfmonatiges Baby bei sich. Beim Umgang mit Flüchtlingen geht es nicht einfach um bürokratische Territorialfragen. Jeder sollte doch so schnell und gut wie möglich Menschen helfen, die in Not geraten sind.“

Dabei werfe das Geschehen vor Malta nicht nur ein Licht auf diese Insel, sondern auf ein Problem, das ganz Europa angehe.

„Malta ist eine kleine Insel – ein Vorposten im Mittelmeer. Im Gegensatz zu Lampedusa hat Malta aber kein größeres Territorium wie Italien ,im Rücken´. Deshalb ist es klar, dass wir Malta nicht alleine lassen können. Das, was Malta falsch gemacht hat, ist eine Verantwortung ganz Europas und nicht nur eines einzelnen Landes.“

Papst Franziskus bat bei seinem Lampedusa-Besuch vor wenigen Wochen Gott um Vergebung für die „Grausamkeit in der Welt, in uns und auch in jenen, die in der Anonymität Entscheidungen sozialer und wirtschaftlicher Natur treffen, die den Weg für Dramen wie dieses ebnen." Die Pressesprecherin des italienischen Flüchtlingswerkes, Valeria Carlini, nennt Zahlen:

„Italien hat im vergangnen Jahr rund 15.700 Asylanträge erhalten. Deutschland hat im selben Zeitraum etwa 77.000 Anträge bearbeitet. Auch Frankreich hat über 60.000 Asylverfahren geprüft. Schweden ist ein bevölkerungsmäßig kleines Land und hat über 43.000 Asylbewerber aufgenommen. Die meisten dieser Migranten kommen aber nicht auf Gummibooten vom Mittelmeer nach Europa. Deshalb müssen wir uns nicht ganze Völkerwanderungen vorstellen, sondern sehen, dass das Drama durchaus zu verarbeiten wäre.“

Vor genau einem Monat kritisierte Franziskus, dass sich niemand verantwortlich für die Flüchtlingsdramen im Mittelmeer fühle. Er rief Europas Politiker und Verantwortliche auf, sich mehr um die Flüchtlinge im Mittelmeer zu kümmern.

(rv 08.08.2013 mg)







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