Italien: Flüchtlingswerk kritisiert Maltas Haltung gegenüber Bootsflüchtlingen
Im Flüchtlingsdrama
vor der Küste Maltas hat sich nach drei Tagen eine Lösung abgezeichnet. Italien erklärte
sich am Mittwoch bereit, die 102 geretteten Bootsflüchtlinge aus Afrika aufzunehmen.
Sie waren vor Malta gestrandet, unter ihnen vier Schwangere und ein Baby. Die Migranten
aus Eritrea und Äthiopien waren am Sonntag von einem Öltanker von einem Boot aus Seenot
gerettet worden. Valeria Carlini ist Pressesprecherin des Italienischen Hilfswerk
für Flüchtlinge. Im Gespräch mit Radio Vatikan kritisiert sie die Haltung Maltas:
„Für
uns ist das, was Malta getan hat, eine sehr schlimme Sache. Vergessen wir nicht, dass
es sich bei den 102 Migranten auch um vier schwangere Frauen handelt. Eine weitere
Frau hatte sogar ein fünfmonatiges Baby bei sich. Beim Umgang mit Flüchtlingen geht
es nicht einfach um bürokratische Territorialfragen. Jeder sollte doch so schnell
und gut wie möglich Menschen helfen, die in Not geraten sind.“
Dabei werfe
das Geschehen vor Malta nicht nur ein Licht auf diese Insel, sondern auf ein Problem,
das ganz Europa angehe.
„Malta ist eine kleine Insel – ein Vorposten im
Mittelmeer. Im Gegensatz zu Lampedusa hat Malta aber kein größeres Territorium wie
Italien ,im Rücken´. Deshalb ist es klar, dass wir Malta nicht alleine lassen können.
Das, was Malta falsch gemacht hat, ist eine Verantwortung ganz Europas und nicht nur
eines einzelnen Landes.“
Papst Franziskus bat bei seinem Lampedusa-Besuch
vor wenigen Wochen Gott um Vergebung für die „Grausamkeit in der Welt, in uns und
auch in jenen, die in der Anonymität Entscheidungen sozialer und wirtschaftlicher
Natur treffen, die den Weg für Dramen wie dieses ebnen." Die Pressesprecherin des
italienischen Flüchtlingswerkes, Valeria Carlini, nennt Zahlen:
„Italien
hat im vergangnen Jahr rund 15.700 Asylanträge erhalten. Deutschland hat im selben
Zeitraum etwa 77.000 Anträge bearbeitet. Auch Frankreich hat über 60.000 Asylverfahren
geprüft. Schweden ist ein bevölkerungsmäßig kleines Land und hat über 43.000 Asylbewerber
aufgenommen. Die meisten dieser Migranten kommen aber nicht auf Gummibooten vom Mittelmeer
nach Europa. Deshalb müssen wir uns nicht ganze Völkerwanderungen vorstellen, sondern
sehen, dass das Drama durchaus zu verarbeiten wäre.“
Vor genau einem Monat
kritisierte Franziskus, dass sich niemand verantwortlich für die Flüchtlingsdramen
im Mittelmeer fühle. Er rief Europas Politiker und Verantwortliche auf, sich mehr
um die Flüchtlinge im Mittelmeer zu kümmern.