Irak: „Gute Regierung“ statt Waffenabkommen mit USA
Der Irak braucht eine
„gute Regierung“ und nicht ein weiteres Waffenabkommen mit den USA. Das sagt der ehemalige
syrisch-katholische Erzbischof von Mossul, Basilios Georges Casmoussa, im Gespräch
mit Radio Vatikan. Bei einer Serie von Anschlägen im Irak sind am Montag nach Angaben
von Polizei und Rettungskräften mindestens 40 Menschen ums Leben gekommen. Deshalb
hat die US-Regierung vorgeschlagen, ein neues Abkommen über Waffenlieferungen mit
dem Irak abschließen zu wollen. Ziel sei es, so ein Sprecher in Washington, der Zivilbevölkerung
Möglichkeiten anzubieten, um sich vor terroristischen Akten zu schützen. Das sieht
der emeritierte Erzbischof von Mossul anders.
„Eine Stabilisierung des Irak
kann es nur dann geben, wenn es eine Regierung gibt, die neutral ist. Wir brauchen
also eine Behörde, die für das Allgemeinwohl arbeitet. Das ist allemal besser als
Waffenbesitz für die Zivilbevölkerung. Wenn ich übrigens von ,neutraler Regierung´
spreche, dann meine ich, dass Politiker das Land führen sollten, ohne die eine oder
andere Religionsgemeinschaft zu bevorzugen oder zu benachteiligen.“
Seit
Jahresbeginn werden im Irak fast täglich Anschläge verübt. Im Juli kamen nach Angaben
der Vereinten Nationen insgesamt mehr als tausend Menschen gewaltsam ums Leben. Zuletzt
hatte es derartig hohe Zahlen im Jahr 2008 gegeben.
„Wenn man unsere Politiker
hört, so hört man nichts darüber. Das, was sie sagen, ist weit entfernt von der Realität.
Das Land braucht einen Neuanfang. Was die Menschen im Irak brauchen, sind Politiker,
die die irakische Identität stärken. Der Staat muss neu erdacht werden.“
Nur
aus dem Innenministerium gebe es „klare Worte“, so Bischof Casmoussa. Das Ministerium
spreche nämlich von einem „offnen Krieg“ im Irak. Grund für die vielen Anschläge seien
die wachsenden Spannungen zwischen Schiiten, Sunniten und Kurden. Viele Anschläge
werden sunnitischen Aufständischen angelastet. Sie fühlen sich von der schiitischen
Mehrheit unterdrückt, die nach dem Sturz des Diktators Saddam Hussein im Jahr 2003
das Sagen hat.