Am Freitagabend fand am Strand von Copacabana der Kreuzweg statt – die Feier gehört
traditionell zu den liturgischen und emotionalen Höhepunkten des Weltjugendtages.
Unsere Korrespondentin vor Ort, Anne Preckel, berichtet von ihren Eindrücken.
„Ja,
es war wohl die bisher nachdenklichste der drei Hauptveranstaltungen des Weltjugendtages
hier. Und zwar vor allem wegen der Themen, die auf diesem Kreuzweg an den einzelnen
Stationen mit Theater, Musik und sehr wirkungsvoller Beleuchtung in Szene gesetzt
wurden – und das auf 900 m Strand und gut über eine Stunde lang: Da ging es um Drogensucht,
junge Kriminelle, die Rechte der Frauen und Mütter, soziale Netzwerke, aber auch um
Missionarität, Lebensschutz… also aktuelle, konkrete Anknüpfungspunkte für die Jugend
nicht nur in Lateinamerika – obwohl die Lesetexte der Stationen alle durchweg auf
Portugiesisch waren. Gleichzeitig hatte das Ganze das Format eines Mega-Events mit
aufwendiger Umsetzung und komplexen Bühnengebilden. Die Darbietung sei weniger theatralisch
als etwa auf dem letzten Weltjugendtag in Madrid gewesen, war hier zu hören, eher
liturgisch und modern – auch was die Musik betrifft, das gab‘s Streichorchester mit
Beethoven, aber auch Elektrogitarren bis hin zum brasilianischen Shaker ,Chocalho‘.
Und diese Elemente wurden relativ unaufdringlich verwoben. Und: der Christus wurde
von mehreren Schauspielern gespielt, das Kreuz lag sozusagen auf mehreren Schultern.“
Welchen
Akzent hat Papst Franziskus hier gesetzt?
„Er hat den jungen Leute vor Augen
gehalten, das eigentlich in allen Leiden irgendwie das Leiden Christi aufscheint,
sie und ihre persönlichen Leidenssituationen angesprochen und zugleich zu Solidarität
aufgerufen, dazu, das Kreuz der anderen mitzutragen. Und als konkrete Beispiele nannte
er wieder Drogen und Gewalt, auch die Kultur der Verschwendung, den Vertrauensverlust
junger Menschen in die politischen Institutionen – hier in Brasilien ja gerade ein
Thema, Freitagabend gab es noch heftige Demos in Sao Paolo. Und dann, das war hier
neu, hat er auch religiöse Verfolgung und Rassismus erwähnt, zwei Themen, die hier
in Rio – soweit ich sehe – eher am Rande eine Rolle spielen. Ja, und wenn wir von
Akzenten sprechen - auch diesem Ereignis hat der Papst hier einen eigenen Stempel
verpasst: Er lud kurzerhand rund 35 ,Cartoneros‘, argentinische Müllsammler ein, die
bei der Darbietung neben ihm auf der Bühne an der Strandpromenade saßen.“
Wie
haben die Teilnehmer des WJT den Kreuzweg erlebt?
„Der Enthusiasmus, mit
dabei zu sein, war auch dieses Mal riesig. Doch Freitagabend war auch ganz viel Andacht
dabei, da sah man konzentrierte und nachdenkliche Gesichter.“ (rv
27.07.2013 mg/pr)