2013-07-25 16:54:18

Papst beim Favela-Besuch: „Der Ungerechtigkeit gegenüber nicht gefühllos bleiben!“


RealAudioMP3 Wenn eine Gesellschaft einen Teil von sich ausgrenzt, kann sie keinen Frieden haben. Mit dieser Botschaft kam Papst Franziskus in die Favela Varginha in Rio de Janeiro. Das Armenviertel stand an diesem Donnerstag auf Wunsch des Papstes selbst auf dem Programm seiner Reise. Wie er im Flug nach Brasilien betont hatte, wolle er die Menschen in ihren Umfeldern und nicht isoliert besuchen. Das brasilianische Volk, und besonders die Einfachsten unter ihnen, könnten der Welt eine wertvolle Lektion in Sachen Solidarität erteilen, so Franziskus in seiner mehrfach durch Jubel unterbrochenen Ansprache:

„Ich möchte einen Appell an die richten, die mehr Ressourcen besitzen, an die Vertreter des öffentlichen Lebens und an alle Menschen guten Willens, die sich für soziale Gerechtigkeit einsetzen: Werdet nicht müde, für eine gerechtere und solidarischere Welt zu arbeiten! Niemand kann gegenüber den Ungleichheiten, die weiterhin in der Welt bestehen, gefühllos bleiben! Jeder sollte seinen Möglichkeiten und seiner Verantwortung entsprechend persönlich dazu beitragen, den vielen sozialen Ungerechtigkeiten ein Ende zu setzen.“

Für eine Kultur der Solidarität sei es wichtig, im anderen nicht einen Konkurrenten oder eine Nummer zu sehen, sondern einen Bruder, unterstrich Franziskus. Er ermutigte die brasilianische Gesellschaft, den Kampf gegen Hunger und Elend fortzuführen und dabei alle zu integrieren, auch die, die am stärksten von Leid und Not betroffen seien:

„Keine Bemühung um ‚Befriedung’ wird von Dauer sein, keine Harmonie und kein Glück wird es geben für eine Gesellschaft, die einen Teil von sich ignoriert, ausgrenzt und an der Peripherie sich selbst überlässt. Eine Gesellschaft laugt sich so schlichtweg selber aus, ja, verliert etwas Wesentliches für sich selber. Erinnern wir uns immer daran: Nur wenn man fähig ist zu teilen, wird man wirklich bereichert; alles, was man teilt, vervielfältigt sich! Der Maßstab für die Größe einer Gesellschaft liegt in der Art, wie sie die behandelt, die am meisten Not leiden, diejenigen, die nichts besitzen als ihre Armut!“

Als „Anwältin der Gerechtigkeit und Verteidigerin der Armen gegen untragbare soziale und wirtschaftliche Ungleichheiten, die zum Himmel schreien“ (Dokument von Aparecida, 395), biete die Kirche jedem ihre Mitarbeit an, für eine wahre Entwicklung jedes Menschen und des ganzen Menschen. In diesem Zusammenhang machte Franziskus klar, dass es nicht nur darum gehe, den Hunger nach Essen zu stillen, sondern auch den „tieferen Hunger nach Glück, den nur Gott stillen kann“.

Zu Beginn seines Besuches in Varginha segnete der Papst eine schlichte Kapelle und hielt einen Moment stillen Gebetes. Das Treffen mit der Bevölkerung fand dann auf dem Fußballplatz des Viertels statt.


Fünf Grundpfeiler einer Gesellschaft:

Einen wahren Fortschritt des Gemeinwohls und eine wahre Entwicklung des Menschen könne es nur geben, wenn die Grundpfeiler, die eine Nation tragen, geachtet und geschützt werden, so Franziskus in seiner Ansprache. Es gehe hier um immaterielle Güter: um das Leben als Geschenk Gottes, um die Familie als „Fundament des Zusammenlebens und Heilmittel gegen die gesellschaftliche Auflösung“, um eine ganzheitliche Erziehung, „die sich nicht auf eine bloße Weitergabe von Informationen zum Zweck der Gewinnproduktion beschränkt“, um die Gesundheit, die das Gesamtwohl der Person im Auge haben muss und auch die geistige Dimension, sowie um Sicherheit, in der Überzeugung, dass „Gewalt nur von einer Verwandlung des menschlichen Herzens aus überwunden werden kann“.

Zum Ende seiner Ansprache machte Franziskus den Jugendlichen Mut, auch angesichts vieler Ungerechtigkeiten und Probleme wie etwa der Korruption, nicht die Hoffnung zu verlieren: „Die Wirklichkeit kann sich ändern, der Mensch kann sich ändern“ erinnerte Franziskus. Zugleich rief er dazu auf, sich selbst als erstes zu ändern, im Glauben an Jesus Christus und an das Gute.

(rv 25.07.2013 ord/sta)







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