Eine Gruppe von etwa
60 jungen Gläubigen aus dem brasilianischen Amazonas-Gebiet hat sich auf den Weg zum
Weltjugendtag nach Rio de Janeiro gemacht. Dort wollen die Angehörigen der Indianer-Stämme
des Xingu-Gebietes Papst Franziskus auf ihre Lage aufmerksam machen. Das betonte Bischof
Erwin Kräutler im Interview mit dem Münchner Kirchenradio. Der Missionar erwartet
sich von Franziskus während seines Besuches in Brasilien auch ein offenes Wort zur
schwierigen Situation der Ureinwohner: „Seit Monaten arbeiten die jungen Leute
bereits daran, sich das nötige Kleingeld für die Reise zu beschaffen, sie fahren ja
per Omnibus und sind tagelang unterwegs. Ich denke, sie werden die Zeit auch nützen,
um auf ihre Situation aufmerksam zu machen. Ich erwarte mir vom Papst, dass er vielleicht
einige Worte über die Situation der indigenen Völker sagt.“
Zum einen
sei da die Situation der Menschen, die unmittelbar vom Großbauprojekt des Staudamms
Belo Monte betroffen seien, aber zum anderen gebe es in diesem Moment politische Bestrebungen,
die in der Verfassung verankerten Rechte der Ureinwohner zu modifizieren und damit
empfindlich zu beschneiden. Hinter diesen Versuchen stünden einflussreiche Großgrundbesitzer
und die Agrarlobby, die ein Auge auf die Gebiete der Indianer geworfen hätten. Papst
Franziskus, so Kräutler, hätte mit seinen Äußerungen über die Peripherien der Gesellschaft
seine Sensibilität für die Ureinwohner betreffende Themen bereits zum Ausdruck gebracht:
„Er
spricht oft davon, dass die Kirche nicht nur an die geographische, sondern auch an
die existentielle Peripherie gehen soll. und so denken wir, dass gerade die indigenen
Völker, die ja wirklich an der existentiellen Peripherie leben, das heißt, in ihrem
Überleben bedroht sind, dass er gerade für diese Völker ein besonderes, offenes Herz
haben wird. Es ist natürlich nicht so einfach, dass er eine Reise zu den indigenen
Völkern übernimmt, aber ich denke, jetzt beim Weltjugendtag wird er ganz sicher mit
einigen Vertretern der indigenen Völker zusammen kommen. Ich denke auch, dass er nicht
nur zu den Indios selbst sprechen wird, sondern auch zu den politischen Verantwortlichen
in diesem Land. Das ist sehr wichtig, dass er ihnen ins Gewissen redet.“ Bischof
Erwin Kräutler stammt aus Vorarlberg und ist seit 1965 Missionar im brasilianischen
Amazonasgebiet. Seit 1980 ist er Bischof von Xingu. 2010 wurde er für seinen Einsatz
für die Menschenrechte der Indios und die Erhaltung des tropischen Regenwaldes mit
dem alternativen Nobelpreis ausgezeichnet. Seit einem Mordanschlag auf ihn steht Kräutler
unter Polizeischutz. Mehrere Mitarbeiter des Bischofs wurden bereits ermordet.