In Indien beginnt
an diesem Mittwoch der Prozess gegen sechs mutmaßliche Vergewaltiger. Den Männern
wird vorgeworfen, im Dezember vergangenen Jahres eine Studentin vergewaltigt und gefoltert
zu haben, anschließend hätten sie versucht, sie zu überfahren. Die junge Frau erlag
Tage später ihren Verletzungen. Peter Seidel ist Indienreferent von Caritas International.
Er betont gegenüber dem Domradio, dass die Tat und jetzt der Prozess deutlich gemacht
hätten, dass Vergewaltigung immer noch ein Tabu in Indien sei.
„Ich denke,
dass insgesamt die sexuelle Gewalt in Indien nicht größer und nicht kleiner sein wird
als im Rest der Welt, es wurde aber bisher nicht offen thematisiert. Die derzeitigen
massiven Proteste bringen das Thema zum ersten Mal massiv in die Öffentlichkeit.“
So
müsse sich die Gesellschaft nun ganz grundsätzlich mit den Rechten der Frau auseinandersetzen,
die aus kulturellen und religiösen Gründen sehr beeinträchtigt seien, so Seidel. So
sei es zum Beispiel für eine Witwe geradezu unmöglich, eine Wohnung zu mieten, weil
dies Pech bringe. Viele Inder glaubten, „so etwas mache man nicht.“ Leider seien aber
auch die Reaktionen auf das Problem nicht immer hilfreich.
„Die Diskussion
läuft leider in zwei sehr extreme Richtungen. Zum einen wird jetzt massiv die Todesstrafe
gefordert, was sicherlich nicht die Lösung des Problems der sexuellen Gewalt ist.
Auf der anderen Seite versucht die Regierung, das Problem herunterzuspielen und zu
sagen, dass es die erforderlichen Rechte gebe und auch die Polizei funktioniere. Zwischen
Herunterspielen und dem Extrem der Todesstrafe gibt es eine breite Diskussion, die
leider nicht immer zielführend ist.“
Veränderungen in der Einstellung der
Menschen würden eher an anderer Stelle sichtbar.
„Die Tatsache, dass so
ein Thema tausende von Menschen über Wochen hinweg zum Protestieren auf die Straßen
treibt, macht deutlich, wie wichtig den Menschen dieses Thema geworden ist.“ (domradio
17.07.2013 ord)