Beim Weltjugendtag
in Brasilien trifft Papst Franziskus auf ein Land, das religiös stark auf der Suche
ist. Das sagt im Interview mit Radio Vatikan der Länderreferent des Lateinamerika-Hilfswerkes
Adveniat, Klemens Paffhausen.
„Es ist immer wieder die Rede von Pfingstkirchen
in Lateinamerika, auch dass sie durchaus Katholiken abwerben usw. Ich kann das so
aus meiner Kenntnis des Kontinentes und der langjährigen Projekterfahrungen eher positiv
wenden: Zumindest Brasilien ist ein Land, wo nach Gott gesucht wird. Die Frage, ob
man glaubt oder nicht glaubt, wird gar nicht gestellt, es ist nur die Frage, an wen
man glaubt oder welcher kirchlichen oder religiösen Gemeinschaft man sich zugehörig
fühlt. Man ist immer wieder überrascht, wie jung die Kirche ist, wie viel Jugendliche
und schwangere Frauen bei Gottesdiensten anwesend sind oder wie viel auch junge Leute
einfach im Bus oder in der Metro, wenn sie Zeit haben, die Bibel lesen.“
Es ist der erste Weltjugendtag in Lateinamerika seit 26 Jahren und dann
noch der erste, der von einem lateinamerikanischen Papst begangen wird. Das Großereignis
in Rio werde vorangehende Weltjugendtage in den Schatten stellen, gibt Paffhausen
aktuelle Prognosen wieder. Wird der Papstbesuch in Rio und sein Akzentuierung einer
„Kirche für die Armen“ der Protestbewegung in Brasilien, deren Forderungen die Kirche
weitgehend teilt, Anschub geben? Paffhausen hält dies für gut möglich:
„Mit
dem jetzigen Papst hätten die Demonstranten und Protestierer einen prominenten Fürsprecher.
Es sind durchaus die Themen, die jetzt zur Sprache kommen, die die Kirche in Brasilien
– wie wir sie ja über Adveniat auch schon seit Jahren begleitet – beschäftigt: Es
geht nicht nur um einen wirtschaftlichen Aufschwung, sondern auch darum, dass die
Mehrheit der Bevölkerung am Fortschritt partizipiert. Insbesondere der Bereich Gesundheit
und Bildung ist nach wie vor ein Bereich, der defizitär ist, und wo sehr viele Ordensleute
helfen, wo die Kirche sehr viel hilft und Basisarbeit macht, oft unterstützt von den
Hilfswerken in Europa. Insofern ist davon auszugehen, dass die Themen noch Mal mit
drei Ausrufezeichen versehen werden, die Präsidentin muss sich da schon was einfallen
lassen.“
Politisches Forum für Themen wie globale Gerechtigkeit,
Ökologie, Bildung und die Kirche von morgen ist das internationale Jugendforum „Youth
Hearing“ während des Weltjugendtages in Rio, bei dem Jugendliche auf Prominente aus
Politik und Kirche treffen; am Ende der Debatten soll dem Papst ein Abschlussdokument
überreicht werden.