Papst: „Möge Zeugnis meiner Vorgänger für euch Ermutigung sein“
Bei den Menschen von
Castel Gandolfo sein, und sei es nur für einen halben Tag – Papst Franziskus ist an
diesem Sonntag im päpstlichen Sommersitz eingekehrt, wo tausende Pilger und Besucher
ihn stürmisch begrüßten. Wohl besonders enthusiastisch, denn es war ja nur ein Kurzbesuch:
Anders als sein Vorgänger ist Franziskus mit Beginn der römischen Sommerferien nicht
in das malerische Städtchen am Albaner See gezogen, sondern wohnt weiterhin im vatikanischen
Gästehaus Santa Marta. Seine Worte an die Bürger von Castel Gandolfo, die Bediensteten
der päpstlichen Residenz, die Pilger und versammelten Autoritäten waren dennoch herzlich:
„Ich
bin hierhergekommen, um einen Tag der Begegnung mit den Bürgern von Castel Gandolfo,
mit den Pilgern und mit allen Besuchern zu verbringen, die zu recht diesen Ort lieben,
durch seine Schönheit ergriffen sind und einen Moment der Ablenkung finden. Ich bin
jedoch auch gekommen, um euch, die ihr in diesen päpstlichen Villen arbeitet, meinen
Dank für euer kostbares Wirken auszudrücken. Und mit euch grüße ich und danke euren
Familien (…).“
Ein einziges Mal war Franziskus nach Amtsantritt nach Castel
Gandolfo gereist: zum historischen Treffen mit dem emeritierten Papst Benedikt XVI.
– eine Begegnung, die Geschichte schrieb: „Zwei Päpste“ in brüderlicher Umarmung und
gemeinsamem Gebet. Franziskus schätzt Benedikt sehr – das hat er mehrfach bewiesen,
und da durfte eine Würdigung auch an diesem Sonntag nicht fehlen, ebenso wie ein Gedenken
an den Vorvorgänger Johannes Paul II., der – wie Franziskus selbst in diesen Tagen
entschied – auf dem Weg zur Heiligsprechung ist. „In diesem Moment gehen meine
Gedanken zum seligen Johannes Paul II. und zu Benedikt XVI., die es liebten, einen
Teil der Sommerzeit in dieser päpstlichen Residenz zu verbringen. Viele von euch haben
sie treffen und empfangen können und erinnern sie gut. Möge ihr Zeugnis euch immer
eine Ermutigung bei der täglichen Treue Christi gegenüber sein und bei der beständigen
Anstrengung, ein Leben in Übereinstimmung mit den Anforderungen des Evangeliums und
den Lehren der Kirche zu führen.“
Der Bischof von Albano, Marcello Semeraro,
inspirierte sich in seinem Grußwort an der Idylle des Ortes, um dem Papst die Zuneigung
der gesamten Diözese zu zeigen:
„Heiliger Vater, das Gebiet unserer Diözese
umarmt geografisch gesehen den Komplex der päpstlichen Villen. Und so, ja mit noch
mehr Zuneigung, möchten wir Sie heute umarmen!“
Die Bürgermeisterin von
Castel Gandolfo, Milvia Monachesi, würdigte die vom Papst gelebte Barmherzigkeit,
die für Jorge Mario Bergoglio ein Schlüsselbegriff ist. An die Stadtführung gerichtet
rief der Papst in seiner Ansprache zu Solidarität gegenüber Personen und Familien
in Schwierigkeiten aufgerufen. Milvia Monachesi griff das Thema in ihrem Grußwort
auf.
„Jedes Ihrer Worte ist für uns Quelle tiefer Reflexion und kostbarer
Lehren: mit persönlichem Beispiel konkretisieren Sie Werte wie Barmherzigkeit, Zärtlichkeit,
Solidarität: mit Einfachheit und Nachdruck zeigen Sie uns den Weg. Danke Heiliger
Vater, für die große Anstrengung, die Sie auf die Erleuchtung unserer Gewissen und
unserer Seelen in einem Moment von so großer Dunkelheit verwenden.“
In
der päpstlichen Sommerresidenz Castel Gandolfo arbeiten 55 Angestellte, von denen
sich die Hälfte um die Gartenanlagen kümmert. Franziskus begrüßte sie am Ende seiner
Ansprache noch persönlich. Er war am frühen Sonntagmorgen mit dem Auto vom Vatikan
aus aufgebrochen. Die Rückkehr in den Vatikan ist nach dem Angelus-Gebet und einem
gemeinsamen Mittagessen mit den Jesuiten der Vatikanischen Sternwarte „Specola Vaticana“
für den frühen Nachmittag vorgesehen.