Papst Franziskus hat am Sonntag der Opfer der Massaker in Wolhynien vor 70 Jahren
gedacht. Diese „von nationalistischen Ideologien geschürten Gewalttaten“ im tragischen
Kontext des Zweiten Weltkriegs hätten Zehntausende Menschenleben gefordert und die
Brüderlichkeit zwischen Polen und Ukrainern zutiefst verletzt, sagte Franziskus nach
dem Mittagsgebet in Castel Gandolfo. Er bete für die Seelen der Opfer und erbitte
eine tiefreichende Versöhnung der Völker und ihre Zukunft in Hoffnung und ehrlicher
Zusammenarbeit, so der Papst. Eine besondere Grußdadresse richtete Franziskus an die
Teilnehmer einer Gedenkmesse im ukrainischen Lutsk.
Hintergrund
Polen
und Ukrainer standen einander seit Ende des Ersten Weltkriegs feindselig gegenüber.
In der Zwischenkriegszeit versuchte der wiedererstandene polnische Staat, die heutige
Westukraine zu polonisieren. Während des Zweiten Weltkriegs kam es ab dem 11. Juli
1943 in der Region unter deutscher Besatzung zu Pogromen ukrainischer Nationalisten
gegen die polnische Zivilbevölkerung. Die Zahl der Opfer und die Einordnung der Massaker
sind bis heute umstritten. Ukrainer, die für die Gründung eines eigenen Staates kämpften,
töteten laut Schätzungen in Wolhynien und Ostgalizien bis zu 100.000 Polen. Beide
Regionen gehörten bis zum Krieg zu Polen. Bei Vergeltungsaktionen kamen bis zu 20.000
Ukrainer ums Leben.