Schweiz: Volkspartei zieht Verbot von Kopfbedeckungen an Schulen in Betracht
Die Schweizerische Volkspartei (SVP) im Kanton St. Gallen zieht ein Verbot von Kopfbedeckungen
an Schulen in Betracht. Dies erklärte Kantonsrat Erwin Böhi am Freitag gegenüber der
Presseagentur Kipa. In der Kantonalpartei werde eine Änderung des Volksschulgesetzes
geprüft. Es soll mit einem Kopfbedeckungsverbot ergänzt werden, jedoch seien noch
keine konkreten Schritte in die Wege geleitet worden, so Böhi. Die SVP reagiert damit
auf ein am Donnerstag gefälltes Urteil des Bundesgerichts, das zwei muslimischen Mädchen
im Ostschweizer Kanton Thurgau das Tragen des Kopftuches im Unterricht erlaubt.
Muslime
über Urteil gespalten
Das Urteil des Bundesgerichtes hatte bei islamischen
Organisationen gespaltene Reaktionen ausgelöst. Das „Forum für einen fortschrittlichen
Islam“ sprach von einer die Entscheidung „im Sinne der fundamentalistischen Muslime“.
Mit dem Urteil verletze der Staat seine Pflicht zum Schutz der Kinder, sagte Saida
Keller-Messahli, Gründerin und Präsidentin des Forums, in einem Interview mit dem
Zürcher „Tages-Anzeiger“ von Freitag. Sie kritisierte, religiöse Symbole hätten in
Schulen nichts zu suchen, da diese der Trennung von Kirche und Staat verpflichtet
seien. Eine Vertreterin der „Koordination Islamischer Organisationen Schweiz“ sprach
hingegen von einem Zeichen, dass der Rechtsstaat funktioniere.
Rifa'at Lenzin,
Vorstandsmitglied der „Koordination Islamischer Organisationen Schweiz“, begrüßte
laut der Onlineausgabe der „Berner Zeitung“ das Urteil. Eine Bestätigung des Kopftuchverbots
wäre „eine klare Verletzung der Religionsfreiheit gewesen“, so Lenzin, die auch Co-Leiterin
des von Juden, Christen und Muslimen gemeinsam geleiteten „Zürcher Lehrhauses“ ist.
Eltern hätten das Recht, ihre Kinder religiös zu prägen. Zudem seien Schulen keine
religionsneutralen Orte: „Auch wenn dies oft nicht so wahrgenommen wird: Auch die
Schweizer Schulen sind durch Schulordnungen und Symbole oft noch christlich und humanistisch
geprägt“, sagte Lenzin.