Irland: Diskussion um Abtreibungsgesetz geht weiter
Die Debatte im irischen
Parlament um das umstrittene Abtreibungsgesetz soll fortgeführt werden. Das beschloss
der irische Premierminister Enda Kenny am Mittwochabend. Die Abstimmung über das Gesetz,
das erstmals in Irland Abtreibungen in bestimmten Fällen erlauben könnte, war ursprünglich
für Mittwochabend geplant, doch die Diskussionen hatten sich bis in die Morgenstunden
des Donnerstags hingezogen. Eine Abstimmung wird nun frühestens für Donnerstagabend
erwartet. Eine der umstrittensten Passagen des Gesetzes besagt, dass Frauen auch abtreiben
können, sollten sie von der Schwangerschaft hervorgerufene Selbstmordtendenzen zeigen.
Bernadette
Goulding leitet die irische Frauenhilfsorganisation „Rachel´s Vineyard“, die sich
nach dem Vorbild des amerikanischen Originals der Hilfseinrichtung um Frauen kümmert,
die abgetrieben haben. Sie ist der Auffassung, dass Abtreibung den Frauen keinesfalls
helfe, sondern vielmehr das Problem verlagere:
„Die Tatsache, dass Frauen
mit Selbstmord drohen, ist kein Grund dafür, Abtreibungen zu legalisieren. Frauen,
die eine Krisenschwangerschaft durchleben, brauchen vielmehr Informationen, sie brauchen
Hilfe, Liebe und Unterstützung. Ganz im Gegenteil, es ist letztlich die Abtreibung,
die oft den Gedanken an Selbstmord in ihnen auslöst.”
Bernadette Goulding
hat in jungen Jahren selbst abgetrieben, um ihrer Familie die so empfundene „Schande“
einer unehelichen Schwangerschaft zu verheimlichen. Ihr Elternhaus hätte ihr von klein
auf klar gemacht, dass eine solche Schwangerschaft nicht akzeptiert werden würde,
berichtet Goulding, die mit ihrer eigenen Geschichte anderen Frauen helfen möchte.
„Ich
kann das in meiner täglichen Arbeit mit den Frauen beobachten. Über Rachel´s Vineyard
kommen viele Frauen zu mir, die vergewaltigt worden sind und anschließend abgetrieben
haben. Diese Frauen sind vollkommen am Boden zerstört. Und diese Frauen trauern um
ihre verlorenen Kinder, und bedauern von ganzem Herzen ihre Entscheidung zur Abtreibung.“
Ähnlich
ging es auch Goulding selbst: Sie habe diese schwer wiegende Entscheidung ohne ausführliche
Beratung gefällt, und die Konsequenzen hätten sie ihr gesamtes weiteres Leben begleitet:
„Ich
bin kein Wissenschaftler, doch Frauen wie ich sind die besten Zeugen für das, was
eine Abtreibung auslöst. Wir weinen und trauern nicht um uns selbst, sondern um unsere
Kinder. Die Abtreibung hat mein ganzes Leben verändert. Ich wurde mit einem gebrochenen
Herzen zurückgelassen. Meine Angst wurde durch Bedauern, Schuld, Scham und Ärger ersetzt.
Ich war ärgerlich, denn niemand hatte mir gesagt, dass ein kleines Herz unter meinem
schlug, keiner hatte mir andere Lösungen angeboten. Keiner hatte mich über die körperlichen
und seelischen Risiken einer Abtreibung informiert. Es gibt, so denke ich heute, ein
Band zwischen Mutter und Kind, das eine Abtreibung nicht zerstören kann. Die Liste
der Gefühle, die ich hatte, ist endlos, die Trauer, der Schmerz. Ich war mein eigener
Richter, und da gab es keinen Weg zurück.“
„Rachel’s Vineyard“ ist eine
Non-Profit-Hilfseinrichtung, die in den USA gegründet wurde und es sich zum Ziel gesetzt
hat, Mütter nach einer Abtreibung bei der Trauerbewältigung zu unterstützen. Dies
geschieht durch Wochenendendaufenthalte, Gesprächskreise und andere therapeutische
Angebote. In Irland ist Abtreibung verboten, doch viele werdende Mütter überqueren
die Grenze nach Großbritannien, um dort eine Abtreibung vornehmen lassen zu können.