Die Nachricht vom
bevorstehenden Besuch des Papstes auf der sizilianischen Insel Lampedusa ist von der
Lokalkirche wie von der Bevölkerung mit enormer Freude aufgenommen worden. Die Insel
kämpft jedes Jahr insbesondere im Sommer mit einer großen Anzahl von Flüchtlingen,
die über das Meer aus Afrika an die Grenzen Europas zu gelangen versuchen; oftmals
finden sie aber bei ihrer Suche nach einem besseren Leben den Tod auf dem offenen
Meer. Als im Juni 2011 ein Flüchtlingsboot mit rund 250 Immigranten an Bord vor der
Insel sank und ein Großteil der Menschen an Bord dabei ums Leben kam, erregte das
besonderes Aufsehen. Dieser erste Besuch eines Papstes auf der Insel richte nun die
Scheinwerfer einerseits auf die Flüchtlingsproblematik, aber andererseits auch auf
die selbstlose Hilfe, die die Bewohner der Insel den Flüchtlingen, die schließlich
an Land ankämen, zukommen ließen. Das sagt im Interview mit Radio Vatikan Francesco
Montenegro, der Erzbischof von Agrigent, zu dessen Diözese Lampedusa gehört.
„Als
ich erfahren habe, dass Papst Franziskus kommt, war ich sehr gerührt. Ich habe ihn
bei unserem Ad-Limina-Besuch eingeladen und habe gesehen, dass der Papst meine Nachrichten
sehr aufmerksam verfolgt hat. Doch das ist jetzt eine Überraschung. Es hat mich sehr
gerührt;ich habe gesehen, dass er wirklich das Herz eines Hirten hat und dass er fühlt,
dass es sich um einen Bruder handelt, und deswegen doppelt leidet: Da ist das Leid
der Immigranten, aber auch das Leiden einer Bevölkerung, die bei der Aufnahme der
Flüchtlinge versucht, alles zu geben. Warum soll man nicht an sie denken und von ihnen
sprechen, auch wenn gerade keine Flüchtlinge da sind?“
Es ist geplant,
dass der Papst sich in einem Boot dem Hafen von Lampedusa nähert und einen Trauerkranz
ins Meer wirft, um der Toten zu gedenken. Anschließend soll er auf dem Sportplatz,
der auch schon als Auffangbecken für Flüchtlingsströme genutzt wurde, eine Messe feiern.
Es sei vor allem die Art des geplanten Besuches, die die Herzen der Menschen erwärme,
so Montenegro:
„Wir geben nun die Nachricht offiziell bekannt, aber das
Schöne daran ist, dass der Papst uns gesagt hat, dass das ein privater Besuch sein
soll und dass nichts Besonderes organisiert werden soll. Man könnte sagen, er kommt
auf Zehenspitzen! Aber wenn man mit den Armen zu tun hat, kommt man immer auf Zehenspitzen,
aus Taktgefühl und Achtung gegenüber diesen Menschen. Dass er nun auf Zehenspitzen
kommen will, mit der Einfachheit eines Bischofs, der sein Volk mit den Augen des Herzens
betrachtet, das denke ich ist eine große Lehre. Ich habe heute etwas scherzhaft gesagt:
auch wenn der Papst kommen sollte und nicht ein Wort sprechen würde, wäre schon sein
Kommen eine Botschaft in einer Wirklichkeit wie dieser.“
Wie viele Immigranten
am Tag des Papstbesuches anwesend sein werden, sei kaum abzuschätzen. Es sei jedenfalls
falsch, von einer Notlage zu sprechen, denn das Flüchtlingsproblem sei mittlerweile
ein Fakt, vor dem man die Augen nicht verschließen könne, so der Erzbischof von Agrigent.
Die Hoffnung sei jedenfalls, dass der Besuch des Papstes dieses spezielle Problem
Lampedusas ins Bewusstsein einer breiten Öffentlichkeit rücken werde.