D: Premiere am Lehrstuhl für Medienethik in München
Der Inhaber des bundesweit
ersten Lehrstuhls für Medienethik mit philosophischem Schwerpunkt steht fest: Der
Sozialethiker und Theologe Alexander Filipović wird ab September 2013 als Professor
die Leitung der neuen Einrichtung an der Hochschule für Philosophie München übernehmen.
Neben Grundsatzfragen der Politischen Philosophie und Medienethik befasst sich der
38-Jährige insbesondere mit ethischen Herausforderungen, die mit der Digitalisierung
öffentlicher Kommunikation verbunden sind. Am 30. Oktober wird er sein Forschungs-
und Lehrkonzept im Rahmen eines Festakts zur Eröffnung des Lehrstuhls präsentieren.
Im Interview mit Radio Vatikan gab der Wissenschaftler bereits einen Ausblick auf
die Fragen, die er mit seinen Studenten behandeln wird:
„Die Ethik muss
bemüht sein, den Gegenstand, mit dem sie beschäftigt ist, zu durchdringen und neu
zu betrachten. Wir können nicht mit den guten alten Kriterien arbeiten, wie Wahrheit,
Authentizität, Ehrlichkeit, und diese auf neue Formen der Kommunikation anwenden.
Wir müssen beispielsweise untersuchen, was bedeutet Authentizität eigentlich bei Facebook?
Wie bauen Menschen hier ihre Identität? Sind denn da noch die gleichen Kriterien anwendbar
wie beispielsweise bei Kommunikation vor 15 Jahren?“
Die Möglichkeit der
Publikation via Internetblog, Twitter und Facebook hebele die Aufgabe professioneller
Journalisten aus, als Prüfer der Informationen zu fungieren. Beispielsweise sei heute
jeder Mensch in der Lage, gefälschte Bilder zu publizieren, was auch die Urteilsfähigkeit
des Konsumenten herausfordere. Aufgabe des neuen Lehrstuhls sei es nun, Möglichkeiten
zur Ausbildung, aber auch zur Reflektion zu bieten.
„Es ist natürlich beides
und der Knackpunkt ist, wie beides miteinander in Zusammenhang gebracht wird. Ich
denke, wenn wir – und das ist der erste Anspruch eines solchen Lehrstuhls - praktisch
wirksam werden wollen, wenn wir irritieren wollen, wenn wir Einstellungen und Meinungen
auch verändern wollen, dann kann das nur auf der Basis einer wirklich gründlichen
wissenschaftlich-philosophischen Arbeit über die Themen sein.“
Die Krux
der Ethik, so der neu ernannte Professor, sei es, dass sie mit dem Menschen in Zusammenhang
stehende Probleme in der Regel erst dann beleuchte, wenn diese sich bereits manifestiert
hätten. Doch mit der richtigen Herangehensweise könnte die Medienethik sich durchaus
neue Horizonte erschließen:
„Ethik kommt immer dann ins Spiel, wenn man
feststellt, es gibt Probleme, die uns als Menschen irgendwie betreffen. Dann wird
Ethik wachsam. Prognostisch zu arbeiten beinhaltet das Problem, dass man schwer wissenschaftlich
zutreffende Aussagen machen kann. Was man aber im Rahmen der philosophischen Ethik
tun muss, ist es, hinter das Offensichtliche zu blicken, sich also nicht nur mit den
Phänomenen und den Problemphänomenen zu beschäftigen, sondern zu sehen, was für Probleme
liegen da eigentlich noch dahinter? Also zum Beispiel Individualisierung und Vernetzung
als gleichzeitige Probleme bzw. Phänomene. Und dann könnte Ethik vielleicht auch in
der Lage sein, zukünftige Entwicklungen ein wenig zumindest vorwegzunehmen und vorbereitet
zu sein auf neue Herausforderungen.“
Bis zur Übernahme des Lehrstuhls
für Medienethik lehrt Alexander Filipović an der Westfälischen Wilhelms-Universität
Münster, seit 2012 als Privatdozent. Er veröffentlichte eine Vielzahl von Aufsätzen
insbesondere zu grundlegenden und aktuellen Fragen der Medienethik und ist unter anderem
Mit-Herausgeber der Schriftenreihe „Kommunikations- und Medienethik“ sowie der Zeitschrift
„Communicatio Socialis“. Seit einigen Jahren ist er zudem einer der Sprecher der Fachgruppe
Kommunikations- und Medienethik der Deutschen Gesellschaft für Publizistik und Kommunikationswissenschaften.