2013-06-29 15:21:35

USA: Bischöfe sehen traditionelle Ehe in Gefahr


RealAudioMP3 Am Samstag traute sich Medienberichten zufolge in San Francisco das erste gleichgeschlechtliche Paar Kaliforniens: Die Hochzeit wurde möglich durch eine Entscheidung des Obersten Gerichtshofes der USA, der am Mittwoch ein Verbot der gleichgeschlechtlichen Ehe in Kalifornien aufhob. Gleichzeitig erklärte es in Teilen ein Bundesgesetz als verfassungswidrig, nach dem gleichgeschlechtliche Ehen auf Bundesebene nicht von den für Ehen üblichen Vergünstigungen insbesondere steuerlicher Art profitieren können.

Präsident Obama sowie Schwulen- und Lesbenverbände begrüßten das Urteil. Es sei ein „tragischer Tag für die USA“, sagte hingegen der Erzbischof von New York und Vorsitzende der US-Bischofskonferenz, Kardinal Timothy Dolan zu dem Richterspruch. Ob in den USA, in Frankreich oder Deutschland – die katholische Kirche kämpft weltweit für den Wert der Ehe. Kim Daniels ist Sprecherin des Vorsitzenden der US-amerikanischen Bischofskonferenz. Im Interview mit Radio Vatikan ließ sie die Sorge erkennen, auf lange Sicht könnte die Religionsfreiheit gefährdet sein:

„Religionsfreiheit ist ein immer größeres Sorgenkind. Während die gleichgeschlechtliche Ehe in unserem Gesetz und in unserer Kultur immer mehr Fuß fasst, können wir eine zunehmende Erosion der Rechte von Gläubigen beobachten, ihrem Glauben nachzugehen. Und das ist ein schwerer Schlag gegen das Allgemeinwohl. Religiöse Institutionen werden immer weniger gefördert (…), und es gibt noch eine Vielzahl weiterer Maßnahmen, die die Religionsfreiheit von Katholiken und Anhängern anderer Glaubensgemeinschaften einschränken.“

Mit dem Urteil müsste der Staat nun gleichgeschlechtliche Ehen auch auf Bundesebene anerkennen, und das sei eine echte Ungerechtigkeit, so Daniels. Denn die Ehe von Mann und Frau sei aller Erfahrung nach die Lebensform, die am ehesten sicherstelle, dass Kinder mit beiden Elternteilen aufwüchsen. Die Sicherung des Kindeswohls sei gleichzeitig eine wichtige Aufgabe für das Allgemeinwohl, das mit der Entscheidung in Frage gestellt werde, findet Daniels:

„Wir werden die Auswirkungen wohl erst in Zukunft wirklich sehen können. Doch Religionsfreiheit wird eine Hauptsorge für uns sein – wir haben bereits in Massachusetts, Illinois und Washington gesehen, dass katholische Wohlfahrtseinrichtungen dazu gezwungen waren, ihre Arbeit im Zusammenhang mit Adoptionsvermittlungen einzustellen, da sie ihre religiöse Grundeinstellung nicht aufgeben wollten, nach der Kinder am besten mit einem Vater und einer Mutter aufwachsen.“

Die Neudefinition der Ehe höhle langsam das traditionelle Eheverständnis aus, so die Sprecherin. Daniels zeigt sich jedoch zuversichtlich, dass die Stimme der Katholiken im Land nach wie vor Einiges bewirken kann:

„Natürlich werden wir weiterhin Zeugnis über die Bedeutung der heterosexuellen Ehe für das Allgemeinwohl unserer Gesellschaft ablegen. Und ich denke, das Gebet, das öffentliche Zeugnis und Bildung sind die ersten Schritte. Jedoch müssen wir wirklich unsere Anstrengungen verdoppeln. Und wir müssen weiter für die heterosexuelle Ehe eintreten, denn wir sind eine wichtige Stimme, was das betrifft.“

Hintergrund

Durch das Gerichtsurteil wurde das Verbot der gleichgeschlechtlichen Ehen in Kalifornien aufgehoben. Außerdem wurden einige der Beschränkungen, die auf Bundesebene gleichgeschlechtlichen Ehen auferlegt wurden, als nicht rechtskonform erklärt. Gleichgeschlechtliche Paare hatten durch dieses Gesetz, den „Defence of Marriage Act“ (DOMA), keinen Zugang zu Gesundheitsleistungen und Steuererleichterungen, die gemischtgeschlechtlichen Ehepaaren vorbehalten waren. Das Oberste Gericht begründete seine Entscheidung damit, dass diese Regelungen gleichgeschlechtliche Paare auf verfassungswidrige Weise benachteiligten. Die Beschränkungen, denen die Ehe zwischen gleichgeschlechtlichen Partnern in mehr als 30 US-amerikanischen Staaten nach wie vor unterliegt, sind von diesem Richterspruch allerdings nicht betroffen, denn jeder Bundesstaat ist für die Regelung seiner Ehegesetze selbst verantwortlich. Die US-Bischöfe äußerten sich nach Bekanntwerden des Gerichtsurteils bestürzt. Ihrer Sorge um die Religionsfreiheit verleihen die Bischöfe in diesen Tagen auch mit der zweiten Auflage der Initiative „Fortnight for Freedom“ (14 Tage für die Freiheit) Ausdruck. Vom 24. Juni bis zum 4. Juli (Unabhängigkeitstag der USA) gehen die Aktionen, die USA-weit Gebet, Bildungsveranstaltungen und Veranstaltungen für die Religionsfreiheit vorsehen. „Religionsfreiheit“, so das Statement der Bischöfe auf ihrer Website, „ist die erste Freiheit, die uns durch Gott gegeben worden ist und die in den USA durch die Verfassung garantiert ist.“ Außerdem beinhalte Religionsfreiheit „mehr als die Gelegenheit, sonntags zur Messe zu gehen oder daheim den Rosenkranz zu beten. Sie beinhaltet ebenso unsere Möglichkeiten, auf freie Weise zum Wohl aller Amerikaner beizutragen.“

(rv 29.06.2013 cs)








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