Buchbesprechung: „Zwischen Philosophie und Theologie“
Wenn die beiden Zisterziensermönche
Justinus Pech und Alkuin Schachenmayr ihre Studenten im Stift Heiligenkreuz in Theologie
unterrichten, stellen sie oft fest: Bei einem Großteil ihrer Hörer könne „ein Verständnis
der grundlegenden philosophischen und theologischen Begriffe nicht mehr vorausgesetzt“
werden. Das erzählen die beiden Dozenten im Vorwort zu ihrem jüngst erschienen Grundlagenband
„Zwischen Philosophie und Theologie“. Mit dem 210 Seiten starken Werk wollen sie diesem
Manko entgegenwirken: Weil die wenigsten Theologen in spe „die alten Sprachen Latein,
Griechisch und Hebräisch lernen“, seien sie auch nicht mehr „mit den antiken Autoren“
vertraut, die Pech und Schachenmayr zu Wegbereitern „der europäischen Geistesgeschichte“
und daher für wesentlich für „eine klassische humanistische Bildung“ erklären – aber
eben „auch der christlichen Theologie“.
Schon der Untertitel des Bandes „Interpretationen
zu zentralen fundamentaltheologischen Begriffen“ verrät, dass keinesfalls bis Adam
und Eva zurückgegangen wird: Vielmehr geht es um den anspruchsvollen Grenzbereich
zwischen Philosophie und Theologie, der im Fachjargon als Fundamentaltheologie bezeichnet
wird. Eine solche Fachleserschaft – oder besser alle, die künftig gerne dazu gehören
wollen – haben die Autoren im Blick, um einen ersten Überblick der Themenspanne zu
bieten. Das Anliegen ist ein Großes und die Themenspanne mit den 13 ausgewählten Zentralbegriffen
wie Wahrheit, Glaube, Freiheit, Gewissen oder dem Personenbegriff nicht minder groß.
Vielleicht zu groß, um dieser Spanne wirklich fundiert und umfassend alleine gerecht
werden zu können. Das mag der Grund sein, weshalb sich Pech und Schachenmayr insgesamt
11 weitere Fachwissenschaftler mit ins Boot geholt haben – darunter renommierte Namen
wie der Philosoph Robert Spaemann und Wissenschaftskollegin Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz.
Die teilweise ausschweifenden Fußnoten könnten den Leser abschrecken, aber:
sie haben ihren Platz zu recht, weil sie anleiten und auch zum Vertiefen und Weiterlesen
anregen. Ein Leser, der von den Autoren eine Darlegung der ganzen wissenschaftlichen
Fülle erwartet, wird enttäuscht sein. Das ist aber auch nicht die Absicht einer solchen
Einleitung, im Rahmen derer beispielsweise der Fundamentaltheologe Wolfgang Klausnitzer
in seinem Beitrag über Offenbarung selbst vorwegnimmt: „Wie bei allen Grundbegriffen
der Theologie gibt es auch zum Begriff der Offenbarung eine kaum überschaubare Fülle
von Literatur“. Da mag es gerade der Reiz des Sammelbandes sein, dass es den Autoren
bei all der wissenschaftlichen Weite und Tiefe der ausgewählten Begriffe gelingt,
das Wesentliche nicht aus dem Blick zu verlieren, und auch den Blick des Lesers immer
wieder darauf zu richten: Offenbarung beispielsweise, das sei „nicht ein spezielles
und partikuläres Thema neben vielen anderen theologischen Themen“, sondern „meint
die das Christentum fundierende und strukturierende Wirklichkeit insgesamt“. Auch
der fachferne Leser versteht: Offenbarung meint „die Initiative Gottes, der sich den
Menschen mitteilt.
Als Mönche, so könnte man sagen, haben Pech und Schachenmayr
längst reagiert auf das offenbarte Wort – und geben nun auch in Buchform einen soliden,
katholischen Überblick über die fundamentaltheologischen Begrifflichkeiten.
Die
Angaben zum Buch: „Zwischen Philosophie und Theologie – Interpretationen zu
zentralen fundamentaltheologischen Begriffen“, erschienen im Be&Be-Verlag Heiligenkreuz,
Preis 16,50 Euro.