Papstpredigt: Kirche soll keine Ideologien vertreten
Aufgabe der Kirche
ist es, nach dem Vorbild des heiligen Johannes die Frohe Botschaft bis zum Martyrium
zu verkünden, ohne dabei eigene Ideen zu verfolgen oder gar zu ideologisieren. Das
betonte Papst Franziskus bei seiner Morgenmesse im vatikanischen Gästehaus Casa Santa
Marta an diesem Montag, dem Gedenktag Johannes des Täufers. An der Messe nahmen Mitarbeiter
des Päpstlichen Kulturrates, der Päpstlichen Archäologiekommission sowie des Philateliebüros
teil. Der Gedanke an Johannes, so der Papst, lasse ihn stets an die Kirche denken:
„Die
Kirche besteht, um das Wort bis zum Martyrium zu verkünden. Ein Martyrium genau in
den Händen der Hochmütigen, der Hochmütigsten auf der Erde. Johannes hätte sich wichtigmachen
oder etwas von sich selbst sagen können. Doch er zeigte auf, fühlte sich als Stimme,
nicht als Wort. Das ist das Geheimnis von Johannes. Warum ist Johannes heilig und
hat nicht gesündigt? Denn er hat sich niemals eine Wahrheit zu Eigen gemacht. Er wollte
nicht zum Ideologen werden. Er ist der Mann, der sich selbst verleugnet hat, damit
das Wort erstrahle. Und wir, als Kirche, können heute die Gnade erbitten, nicht zu
einer ideologisierten Kirche zu werden….“
Einen besonderen Gruß richtete
Franziskus an alle Namensvettern des Johannes, der, nicht immer einfach zu verstehen
sei. „Wenn wir an Johannes denken, dann ist er ein Prophet, ein Mann, der erst groß
war, und dann als armer Kerl endet“, so der Papst wörtlich. Er sei beeindruckt von
der Tatsache, dass das Gedenken an Johannes den Täufer gerade in der Jahreszeit stattfinde,
in der es am meisten Tageslicht gebe. Denn tatsächlich habe Johannes das Licht gebracht,
doch er sei keine eigene Lichtquelle gewesen, sondern, wie der Mond, eine Quelle des
reflektierten Lichtes.
„Johannes scheint ein Nichts zu sein. Das ist die
Berufung des Johannes, sich selbst zu verleugnen. Und wenn wir über das Leben dieses
Mannes nachdenken, der so groß, so mächtig war – alle dachten, er wäre der Messias
– wenn wir an dieses Leben denken, wie es sich bis zur Dunkelheit eines Kerkers verleugnet,
dann denken wir über ein großes Geheimnis nach. Wir wissen nicht, wie die letzten
Tage des Johannes waren. Wir wissen nur, dass er getötet worden ist, sein Kopf auf
einem Tablett, als großes Geschenk einer Tänzerin an einen Ehebrecher. Ich denke,
dass man nicht tiefer sinken kann, sich noch weiter verleugnen kann. Das war das Ende
des Johannes.“
Ähnlich müsse sich die Kirche verleugnen, sie müsse auf
das Wort Gottes hören und sich zu seiner Stimme machen. Dies sei die Kirche ohne Ideologien,
ohne eigenes Leben, die es zu vertreten gelte:
„Das ist das Modell, das
uns Johannes heute bietet, für uns und für die Kirche. Eine Kirche, die immer im Dienst
des Wortes stehe. Eine Kirche, die nichts für sich selbst nehme. Beim Gebet heute
haben wir um die Gnade der Freude gebeten, wir haben den Herrn gebeten, diese Kirche
in ihrem Dienst am Wort zu erleichtern, Stimme dieses Wortes zu sein, dieses Wort
zu verkünden. Wir erbitten die Gnade: Die Würde des Johannes, ohne eigene Ideen, ohne
ein Evangelium, das wir als Besitz betrachten, sondern nur eine Kirche, die das Wort
aufzeigt, und das bis zum Martyrium. So sei es.“