In diesem Jahr wäre
Ingeborg Bachmann 85 Jahre alt geworden. Sie wurde am 25. Juni 1928 in Klagenfurt
geboren und starb 47-jährig in Rom. Die Nachricht vom Tod der Schriftstellerin in
einem römischen Krankenhaus machte die Runde um die ganze Welt: Ingeborg Bachmann
hatte drei Wochen zuvor in ihrer Wohnung in der Via Giulia lebensgefährliche Verbrennungen
erlitten. Täglich berichtete die Boulevardpresse über den hoffnungslosen Kampf der
Ärzte um das Leben der Bewußtlosen. Das laute öffentliche Interesse am Sterben dieser
auf „Diskretion, Noblesse, Scheu und empfindsamen Abstand angewiesenen Dichterin“,
wurde von ihren Freunden als „unsäglich unangemessen“ empfunden; es war aber auch
Ausdruck des großen Ansehens in der Öffentlichkeit, das die österreichische Erzählerin,
Hörspielautorin, Essayistin und Lyrikerin schon zu ihren Lebzeiten gefunden hatte.
Niemals in den knapp fünfundzwanzig Jahren ihres Schaffens hatte es Zweifel daran
gegeben, dass sie zu den beeindruckendsten österreichischen Schriftstellern der Nachkriegszeit,
ja zu den bedeutendsten deutschsprachigen Dichtern überhaupt gehört. Namhafte Literaturpreise
bestätigen dies auch rein äußerlich. Es sind dies der Georg Büchner-Preis, der Bremer
Literaturpreis und der Große Österreichische Staatspreis für Literatur.