2013-06-21 12:40:33

D: Positionspapier bereitet den Bischöfen Sorge


RealAudioMP3 Die katholische Kirche hat die neue „Orientierungshilfe“ des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) zur Familienpolitik kritisiert. Insbesondere die in dem Text verortete „Relativierung der lebenslang in Treue gelebten Ehe“ bereite den katholischen Bischöfen Sorgen, sagte der Bischof von Limburg, Franz-Peter Tebartz-van Elst im Domradio-Interview. Tebartz-van Elst ist Vorsitzender der Familienkommission der Deutschen Bischofskonferenz.

„Es macht uns Sorge, dass Ehe hier gerade in ihrer unverwechselbaren Bedeutung geschmälert wird. Es stellt sich zudem die Frage: Glaubt man selbst nicht mehr daran, dass Ehe in lebenslanger Treue möglich ist? Ausgehend von der Heiligen Schrift, die uns mit unseren evangelischen Schwestern und Brüdern verbindet, können wir besonders aus dem Neuen Testament so viel ermutigende Impulse gewinnen, die uns überzeugen sollten, dass es möglich ist, diesen Lebensentwurf als Abbild der Bundestreue Gottes zu den Menschen zu leben. In diesem Sinne ist christlich gelebte Ehe und Familie in lebenslanger Treue durchaus ein kontrastierender Lebensentwurf in einer Gesellschaft, die das zunehmend anders sieht.“

Bei der Vorstellung des Papiers hatte der Ratsvorsitzende der EKD, Nikolaus Schneider, betont, dass die traditionellen Formen, Ehe und Familie zu leben, damit „überhaupt nicht in Frage gestellt“ würden. Vielmehr wolle das Papier „die Wirklichkeit zur Kenntnis nehmen, wie sie ist“, und nicht „abgehoben“ oder „mit erhobenem Zeigefinger“ über die Familie sprechen. Diese Position scheint dem Empfinden der Bundesbürger zu entsprechen: Nach einer Erhebung des Instituts für Bevölkerungsforschung sehen 88% der Befragten in einer gleichgeschlechtlichen Partnerschaft mit Kindern eine Familie. Dem gegenüber stehen gemischtgeschlechtliche, traditionelle, Ehepaare, die keine Kinder wünschen. Tebartz-van Elst will hier vor allem durch gelingende Beispiele einer Ehe nach katholischem Verständnis einwirken:

„Indem wir deutlich machen, was gerade das Unverwechselbare von christlich gelebter Ehe und Familie ist: Als Sakrament ist die Liebe und Treue der Ehepartner Zeichen für die dauerhafte Liebe und Treue Gottes zu uns Menschen. Auch die Offenheit für Nachkommenschaft, die Möglichkeit, Kindern das Leben zu schenken, ist nun einmal etwas Wesenhaftes für christliche Ehe und Familie. Darin erleben Ehen und Familien einen Zugewinn, sie erfahren Verbundenheit, Verlässlichkeit und vorbehaltlose Solidarität. Auf alle diese Aspekte können wir von unserer Glaubensüberzeugung her nicht verzichten. Ich sehe es als eine Aufgabe der Katholischen Kirche, diese Überzeugungen immer wieder zu begründen, damit sie nachvollziehbar und verständlich werden, auch durch überzeigende Beispiele und Zeugnisse gelingender christlicher Ehe und Familie.“

Doch gleichzeitig sei die katholische Position, so Tebartz-van Elst, nicht in verkrusteten Denkstrukturen verhaftet, die mit dem Zeitgeist nicht mehr mithalten könnten. Vielmehr gehe es darum, Begebenheiten wahrzunehmen und auf sie zu reagieren, ohne dabei das als richtig Erkannte zu relativieren:

„Die Katholische Kirche sieht sehr wohl, dass Ehen auch scheitern können. Wir sehen eine große pastorale Verantwortung darin, Hilfestellung in der Ehevorbereitung und Ehebegleitung zu geben, damit lebenslanges Miteinander in Treue auch gelingen kann. In der Ehe-, Familien- und Lebensberatung stellen wir die notwendige personelle und auch finanzielle Unterstützung bereit. Bei allen Schwierigkeiten, die es sicher gibt, vor den wir die Augen nicht verschließen und bei denen wir auch als Katholische Kirche eine hohe pastorale Verantwortung sehen, dürfen wir auch dankbar erleben, dass Ehe in lebenslanger Treue zwischen Mann und Frau in ihrer Offenheit für Nachkommenschaft möglich ist. Diese Zeugnisse gelingender Ehe gilt es stärker bekannt und bewusst zu machen.“

Positiv an dem EKD-Papier sei für Tebartz-van Elst, dass es den Beitrag der Familien zur Gesellschaft ausdrücklich würdige und herausstelle, dass dies auch politisch mehr Unterstützung verdiene. „In diesem Anliegen sind wir beieinander“, so der Bischof. Im ökumenischen Gespräch gelte es nun, diese Themen aufzugreifen und sie auf der biblischen Grundlage zu interpretieren.

(domradio/kna 20.06.2013 pr/cs)







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