Als einen „wichtigen Anstoß im bilateralen Gespräch“ begrüßt der lutherische Bischof
Michael Bünker aus Wien das Dokument „Vom Konflikt zur Gemeinschaft“. Der gemeinsame
Text von katholischer Kirche und Lutherischem Weltbund zur Reformationsgeschichte
und zum bevorstehenden Reformationsgedenken wurde am Montag in Genf vorgestellt. Das
Dokument zeige die Fortschritte im lutherisch-katholischen Gespräch, sagte der Bischof,
der auch Generalsekretär der Gemeinschaft der Evangelischen Kirchen in Europa (GEKE)
ist. Zugleich werde darin auch deutlich, dass die Reformationsfeiern 2017 „nicht wie
bisher konfessionalistisch abgrenzend“ gestaltet sein werden. Der Text betone nämlich
vor allem das gemeinsame Gedenken. Allerdings kämen andere Reformatoren als Martin
Luther „gar nicht oder bloß am Rande“ vor. Zudem vermisse der Bischof in dem Dokument
„die wirklich heißen Eisen“, die im katholisch-evangelischen Gespräch „zu wenig angepackt
worden sind“ - wie etwa das Verständnis von Kirche, Einheit oder des Papstamtes.
Nicht
sehr positiv urteilt der evangelische Wiener Theologe Ulrich Körtner über das neue
lutherisch-katholische Dokument. Es stelle eine „weichgespülte Lesart reformatorischer
Theologie“ dar und vermittle den „Eindruck eines Luthertums, das an sich selbst irrezuwerden
und die Orientierung hinsichtlich seiner geschichtlichen Sendung zu verlieren droht“,
so Körtner. Das Reformationsjubiläum 2017 sei „zu wichtig, als dass man es dem Lutherischen
Weltbund überlassen dürfe“, wolle er den anderen protestantischen Kirchen zurufen,
betonte er. Kritik äußerte der Vorstand des Instituts für Systematische Theologie
und Religionswissenschaft an der Universität Wien unter anderem über die „einseitige“
Sichtweise auf die Reformation, die von Klage über Spaltung und Bekenntnis von Sünden
gegen die Einheit der Kirche geprägt sei. Körtner wörtlich: „Dass die Reformation
ein religiöser Aufbruch war, für den man bis heute nur dankbar sein kann, sucht man
in dem Bericht vergebens.“