Papstpredigt: „Jesus ist die Quelle der Großzügigkeit“
Für die Christen ist
Jesus „alles“; durch ihn entsteht die christliche Großzügigkeit. Das sagte der Papst
an diesem Montagmorgen in seiner Predigt in der Kapelle von Santa Marta. Franziskus
betonte, dass die Gerechtigkeit, die von Jesus kommt, über jener der Gelehrten stehe,
die das „Auge um Auge, Zahn um Zahn“ verträten. Bei der Morgenmesse nahmen das Personal
der vatikanischen Finanzaufsichtsbehörde AIF und einige Mitarbeiter der Vatikanischen
Museen teil. Ebenfalls dabei waren die Kardinäle Luis Antono Tagle und Attilio Nicora.
Im
Mittelpunkt seiner Predigt stand das berühmte Bibelzitat aus den Klageliedern: „Wenn
dich jemand auf die rechte Wange schlägt, dann halte ihm auch die linke hin.“ Dieses
Zitat werde oft dafür benützt, „um sich über Christen lustig zu machen“, so der Papst.
Im Leben hingegen gelte „die normale Logik“ die besage, dass man immer für sich kämpfen
solle und dass der Bibelspruch eher lauten müsse: „Wenn dich jemand auf die rechte
Wange schlägt, dann haue mit zwei Fäusten zurück“, so der Papst. Man solle übrigens
niemals Kinder auf die Wange hauen, so Franziskus. „Denn die Wange ist das Zeichen
der Würde“, so der Papst. Jesus habe sogar betont, dass man nicht nur die andere Wange
hinhalten sollte, sondern dem anderen sogar die eigenen Kleider geben sollte.
„Der
Christ ist ein Mensch, der sein Herz öffnet und zwar mit dieser Großzügigkeit, weil
er ja ,alles´ hat, was man braucht, nämlich Jesus Christus. Alles andere ist nichts.
Das andere ist zwar gut und nützlich, aber wenn es darauf ankommt, geht es immer um
das Ganze, also um Jesus, der sanft und großzügig ist. So zu leben, ist nicht einfach,
weil man wirklich geschlagen wird, nicht? Man schlägt auf dich ein! Und zwar auf beide
Wangen. Doch der Christ ist milde und großzügig: er öffnet sein Herz. Wenn wir aber
jene Christen treffen, die ein geschlossenes Herz haben, dann hat das nichts mit dem
Christentum zu tun: das ist ein Egoismus, der sich hinter dem Christentum verbirgt.“
Wenn
also ein Christ 100 Kilometer gehen könne, obwohl von ihm nur 10 Kilometer gefordert
werden, so sei dies deshalb der Fall, „weil das für ihn ‚nichts’ ist und er in aller
Ruhe den Mantel geben kann, wenn sie ihn um sein Hemd bitten“. Darin besteht also
für den Papst „das Geheimnis des christlichen Großmuts, der immer zusammen mit der
Sanftmut einhergeht: das ‚Alles’, das Jesus Christus ist“.
Der wahre Christ
könne den Gegensatz zwischen dem ,alles´ und ,nichts´ überwinden, indem er - wie es
Jesus selbst vorgab - zuerst das Reich Gottes aufsuche.
„Denn das Reich
Gottes ist ,alles´ und alles andere ist dann zweitrangig. Alle Fehler der Christen,
der Kirche und unsere entstehen doch gerade dadurch, wenn wir das „Nichts“ als das
„Alles“ bezeichnen und das „Alles“ als zweitrangig betrachten… Jesus zu folgen ist
nicht einfach, aber es ist auch nicht schwer, weil der Herr auf dem Weg der Liebe
uns immer voranschreiten lässt; der Herr selber öffnet uns sein Herz.“
Angesichts
dieser Vorschläge hinsichtlich der Ohrfeigen, des Mantels, der 100 Kilometer müsse
man den Herrn bitten, dass er unser Herz weite, „damit wir großmütig und mild sind
und nicht für Geringfügigkeiten, „für das alltägliche ‚Nichts’ kämpfen“:
„Wenn
sich einer für ‚das Nichts’ entscheidet, so entstehen aus dieser Entscheidung die
Auseinandersetzungen in einer Familie, in den Freundschaften, mit den Freunden, auch
in der Gesellschaft. Auseinandersetzungen, die beim Krieg enden: um das ‚Nichts’!
Das ‚Nichts’ ist der Same von Kriegen, immer. Weil es der Same des Egoismus ist. Das
‚Alles’ ist jenes Große, es ist Jesus. Bitten wir den Herrn, dass er unsere Herzen
weite, dass er uns demütig, sanftmütig und bescheiden mache, da wir das ‚Alles’ in
ihm haben. Und dass er uns davor bewahre, alltägliche Probleme um das ‚Nichts’ zu
schaffen“.