Ein christliches Leben
führen, bedeutet nicht, in „Frieden zu leben bis zum Himmel hin“, sondern in die Welt
hinauszugehen und Jesus zu verkündigen, der sich geopfert hat, um die Menschen mit
dem Vater zu versöhnen. Dies hat Papst Franziskus an diesem Samstag bei seiner Messe
in der Casa Santa Marta betont. Dabei ging er ausführlich auf die Lesung des Tages
aus dem zweiten Brief des Paulus an die Korinther ein, in dem das Wort „Versöhnung“
eine besondere Rolle spielt:
„Doch was ist Versöhnung? Ist es, einen von
der einen Seite zu nehmen und einen von der anderen und sie dann zu vereinen? Das
ist ein Teil der Versöhnung, aber die wahre Versöhnung ist in Gott, in Christus. Er
hat unsere Sünden auf sich genommen und Er hat den, der keine Sünde kannte, für uns
zur Sünde gemacht. Und wenn wir zum Beispiel zu Beichte gehen, dann ist es nicht so,
dass wir unsere Sünden gestehen und Gott vergibt uns. Nein, das ist es nicht! Wir
begegnen Jesus Christus und ihm sagen wir: ,Das ist dein, ich mache dich noch einmal
zum Sünder.’ Und ihm gefällt das, denn das ist sein Auftrag: Sich für uns zur Sünde
machen, uns befreien.“
Das sei die „Schönheit“ und gleichzeitig auch der
„Skandal“ der Erlösung durch Jesus. Und darin stärke sich auch Paulus’ „Glaubenseifer“,
der es ihm ermögliche, weiter zu gehen und vor allen diese „große, wunderbare Sache“
zu wiederholen: „Die Liebe Gottes, der seinen Sohn für mich hingegeben hat“. Gleichzeitig
machte Franziskus klar, dass es nicht so einfach sei, zu dieser Erkenntnis zu gelangen,
wenn man das christliche Leben unterschätze und auf eine Liste der Dinge, die man
beobachten müsse, reduziere. So verliere man das „Feuer des Glaubens“ und die Kraft
der Liebe in ihm.
„Die Philosophen sagen, dass Friede eine gewisse Ruhe
und Ordnung schafft: Alles ist geordnet und ruhig… Der christliche Friede sieht aber
anders aus! Der christliche Friede ist ein unruhiger Frieden: es ist ein unruhiger
Frieden, der antreibt, damit die Botschaft der Versöhnung weitergegeben wird. Der
christliche Friede treibt uns an, weiter zu gehen. Das ist der Anfang, die Wurzel
des christlichen Glaubenseifers. Christlicher Glaubenseifer ist nicht, weiter zu gehen,
um Anhänger zu gewinnen und die Statistiken zu verschönern: dieses Jahr sind die Christen
in diesem Land mehr geworden und in jenen Bewegungen… Statistiken sind gut, sie helfen
einem, aber es ist nicht das, was Gott von uns will, solche Anhänger zu gewinnen.
Was der Herr von uns will ist die Verkündigung dieser Versöhnung, das ist der Kern
seiner Botschaft.“
Zum Ende seiner Predigt ging Franziskus dann auch noch
einmal ausführlich auf das ein, was er als „Pfeiler“ des christlichen Glaubens sieht:
„Christus hat sich für mich zur Sünde gemacht! Meine Sünden sind bei ihm, in seinem
Leib, in seinem Geist!“. Dies sei verrückt, so Franziskus, aber es sei schön und wahr.
Das sei der „Skandal des Kreuzes“.
„Bitten wir den Herrn, dass er uns diesen
Drang gibt, Jesus zu verkündigen, dass er uns etwas dieser christlichen Weisheit gibt,
die von Jesus ausgeht und von seinem Herzen, das aus Liebe für uns durchbohrt wurde.
Dass er uns auch ein bisschen überzeugt, dass das christliche Leben keine vollendete
Therapie ist, in dem man bis zum Himmel hin in Frieden lebt… Nein, das christliche
Leben ist auf der Straße, im Leben, mit diesem Eifer des Paulus. Die Liebe Gottes
ergreift Besitz von uns, sie treibt uns an, sie treibt uns voran, sie setzt uns unter
den Druck mit dieser Empfindung, die der verspürt, der erkennt das Gott uns liebt.
Bitten wir um diese Gnade.“