2013-06-13 10:38:34

Militärpfarrer in Syrien: „Artillerie statt Orgelmusik“


RealAudioMP3 Der syrische Bürgerkrieg weitet sich zunehmend auch Richtung Israel aus. Dabei ist inzwischen auch die von UNO-Truppen bewaffnete Pufferzone bei den Golanhöhen von den Auseinandersetzungen betroffen. Über die unübersichtliche Lage berichtete jetzt der letzte österreichische Militärseelsorger, Pater Raphael Kaspar, im Gespräch mit Kathpress. Nachdem zwei Soldaten der UNO-Mission verletzt worden waren, hatte Österreich in der vergangenen Woche den Abzug seiner Blauhelmsoldaten vom Golan angekündigt. Kaspar berichtete über den alltäglichen Krieg:

„Dass hat sich auf uns so ausgewirkt, dass wir fast tagtäglich Augen- oder Ohrenzeugen wurden der brutalen Kämpfen des Krieges in diesem Land. Und man hörte auch, wie da wieder zurückgeschossen wurde, die Granaten…. Die syrische Armee ging in die Richtung der Zone, wo sich die Rebellen verschanzt haben. Diese Zone muss man sich vorstellen wie ein Schachbrett – einerseits die Regimetreuen, andererseits die Rebellen.“

Die Kämpfe hätten sich zum Teil innerhalb der von den UNO-Truppen bewachten Pufferzone zwischen Israel und Syrien abgespielt, zum Teil auch knapp außerhalb. Rebellen hätten sich in Dörfern verschanzt, die syrische Armee habe diese mit Artillerie beschossen. Die Situation sei unübersichtlich gewesen, so Kaspar. Einige Dörfer dürften auch noch von regimetreuen Verbänden gehalten worden sein, diese seien aber nicht in regulären Uniformen aufgetreten. Kontakt zur einheimischen Bevölkerung vor Ort, sofern diese überhaupt noch da war, hätten die österreichischen Soldaten zuletzt nicht mehr gehabt. Der Geistliche betreute die österreichischen Soldaten - und zum Teil auch ein kroatisches Bataillon - neun Monate lang.

„Ich musste mich erst dran gewöhnen, dass man tagtäglich mit solchen Sachen konfrontiert wird, weil es ja anders ist als der Alltag bei uns zu Hause. Und in so einer Situation erlebt man das Ganze – zum Beispiel Weihnachten oder eine Firmung - anders, das ist ja eine außerordentliche Situation. Ich habe fünf Soldaten firmen dürfen, der Militärbischof hat mir die Erlaubnis gegeben. Und dann sind dann Feiern, die sind in so einem Kontext anders als zu Hause – wenn im Hintergrund die Artillerie zu hören ist, ist das natürlich eine andere Musik als die Orgel.“

Beeindruckt zeigte sich der Seelsorger vom Zusammenhalt in der Truppe. Das sei auch der beste Umgang mit der Bewältigung des Einsatzstresses gewesen, so Kaspar.

„Es war mir eine Ehre, für sie da sein zu dürfen, weil ich auch wirklich viele selbstlose Soldaten gesehen habe. Leute, die sich selbst zurücknehmen, um für andere da zu sein oder einfach auch nur Kamerad zu sein. Am Wichtigsten ist ja dann wirklich dieser Zusammenhalt, auch von den Leuten in den Betreuungseinrichtungen, wo man miteinander redet. Das ist der beste Ort der Bewältigung dieses Stresses, und da ist man als Militärseelsorger mit dabei und vermittelt und spricht die Leute an.“

Mit der Aufgabe des Golans gibt es nunmehr noch drei Seelsorgebereiche in Einsatzgebieten des Bundesheeres - im Libanon, im Kosovo und in Bosnien, zusätzlich zu den 16 auf die Bundesländer verteilten Militärpfarren. Die Waffenstillstandslinie zwischen den von Israel besetzten Golanhöhen und Syrien wird von der UNO bereits seit 1974 bewacht. Die österreichischen Soldaten machten etwa ein Drittel der Undof genannten Mission aus. Vor Österreich hatten bereits Kanada, Japan und im März auch Kroatien ihre Soldaten abgezogen, die wichtigsten UNDOF-Truppensteller sind nun die Philippinen und Indien.

(kap/n24 13.06.2013 pr)








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