Schweiz: Bischof Huonder will in Rom wegen Zürcher Regierungsrat intervenieren
Der Zürcher Regierungsrat Martin Graf nimmt seine Kritik am Ordinariat Chur und am
Vatikan nicht zurück. Die Zürcher Regierung sei jederzeit bereit, mit den Verantwortlichen
des Bistums Chur zu reden, heißt es in einer Mitteilung der Zürcher Direktion der
Justiz und des Innern von Freitag. Graf gehört der Grünen-Partei an und ist Justizdirektor
des Kantons Zürich. Der Churer Bischof, Vitus Huonder, nehme zur Kenntnis, dass der
Regierungsrat die Äußerung des Justizdirektors gegenüber Papst Franziskus als nicht
entschuldigungswürdig erachte und werde dies nach Rom übermitteln, teilte das Ordinariat
Chur mit.
Der Kommunikationsbeauftragte der Zürcher Justizdirektion, Benjamin
Tommer, erklärte auf Anfrage von Kipa, die Angelegenheit sei mit dem Communiqué für
den Regierungsrat vorerst erledigt. Ob es zu einem Gespräch zwischen der Regierung
und der Bistumsleitung komme, sei noch offen. Der Sprecher von Bischof Huonder, Giuseppe
Gracia, erklärte ebenfalls auf Anfrage, es wäre gut, wenn dieses Gespräch in absehbarer
Zeit stattfinden würde.
Der Bischof von Chur signalisiert in seiner Mitteilung
von Freitag die Bereitschaft, mit der Zürcher Regierung zusammenzukommen. Er bedauert,
dass es aufgrund von „plakativen und missverständlichen Aussagen seitens des Direktors
des Innern zu einem unschönen Vorfall kam“. Huonder nimmt „gerne zur Kenntnis, dass
die Zürcher Regierung bereit ist, den Verantwortlichen des Bistums Chur zu begegnen
und sich mit ihnen im Rahmen der gebotenen Neutralität des Staates gegenüber allen
Religionsgemeinschaften auszutauschen“. Der Bischof hoffe, dass dadurch ein Dialog
in Gang kommt, der verstehen helfe, „was die römisch-katholische Kirche wirklich ist“.
Hintergrund Ende
Mai hatte Graf an einer Medienkonferenz der Katholischen Kirche im Kanton Zürich zum
Jubiläum „50 Jahre Anerkennung durch den Staat“ referiert. Graf ist auch für die Religionsgemeinschaften
zuständig und bezeichnete die staatliche Anerkennung bei dieser Gelegenheit als „Erfolgsgeschichte“
und als eine bedeutende Wegmarke auf dem Weg zur Modernisierung der Gesellschaft.
Er übte gleichzeitig Kritik an Haltungen des bischöflichen Ordinariates in Chur und
am Vatikan und bezeichnete beide als „geschützte Werkstatt“. Er verstehe nicht, weshalb
die „Churer Kirchenhierarchie anders als ihre Vorgänger 1963 den Segen staatskirchenrechtlicher
Einrichtungen partout nicht sehen wollen“. Die katholische Kirche gehe heute einen
liberalen und offenen Weg. Es sei höchste Zeit, „dass Chur und Rom dies akzeptieren
und nicht vordergründig zu globaler Toleranz aufrufen“, sagte Graf bei dem Anlass.
Die Kritik führte in den Schweizer Medien zu vielen Schlagzeilen und löste ein Schreiben
aus Chur aus, in welchem der Bischof Klärung wünschte.