Franziskus drängt auf Beharrlichkeit im Kampf gegen sexuellen Missbrauch
Nicht nachlassen im
Kampf gegen sexuellen Missbrauch – dies hat Papst Franziskus an diesem Dienstagmorgen
Mitarbeitern des internationalen Zentrums für Kinderschutz der Päpstlichen Universität
Gregoriana in Rom mit auf den Weg gegeben. Im Anschluss an die Messe mit dem Papst
im vatikanischen Gästehaus Santa Marta habe es Gelegenheit gegeben, Franziskus über
die laufende Präventionsarbeit zu informieren. Das berichtet der deutsche Jesuit Hans
Zollner, Vizerektor der Gregoriana, im Anschluss an die Begegnung im Interview mit
Radio Vatikan:
„Der Papst hat sehr aufmerksam zugehört. Er hat mehrfach
gesagt, dass wir in dieser Arbeit weitermachen müssen, dass es eine wichtige Arbeit
ist und dass wir darin nicht nachlassen dürfen, dass wir also mit Geduld und Beharrlichkeit
weitermachen müssen.“
Als Papst hatte sich Jorge Mario Bergoglio am 6.
April zum ersten Mal zu dem Thema sexueller Missbrauch geäußert: Bei einem Treffen
mit dem Präfekten der Kongregation für die Glaubenslehre, Gerhard Ludwig Müller, empfahl
er, die Kongregation solle in Fortführung der von Benedikt XVI. erteilten Vorgaben
bei Fällen sexuellen Missbrauchs mit aller Entschiedenheit vorgehen, Maßnahmen zum
Schutz betroffener Minderjähriger ergreifen und die Vergehen ahnden. Die Glaubenskongregation
hatte alle Bischofskonferenzen weltweit dazu angehalten, Leitlinien für den Umgang
mit sexuellem Missbrauch zu entwickeln. Allerdings haben bis heute noch nicht alle
Konferenzen ein entsprechendes Regelwerk vorgelegt, so Zollner: „Dieser Prozess
wird von der Glaubenskongregation überwacht, und von dort weiß ich – das hatte der
jetzige ,Anwalt der Gerechtigkeit‘ Pater Oliver vor drei Monaten bekanntgegeben -
, dass etwa 80 Prozent der Bischofskonferenzen weltweit bisher Leitlinien geschickt
haben. Ich denke, mittlerweile dürften es um die 85 Prozent sein. Es gibt eben einige
Gegenden, wo der Prozess noch hakt… Und dort werden wir alles Mögliche tun, was in
unserer Macht steht, damit dieser Prozess dann auch weitergeht.“
Das internationale
Zentrum für Kinderschutz hat in den letzten Monaten mit Unterstützung der Universität
Ulm und der Erzdiözese München-Freising ein mehrsprachiges, internetbasiertes Präventions-Lernprogramm
für Kirchenmitarbeiter entwickelt und erprobt dieses derzeit mit Kooperationspartnern
in acht Ländern. Die Testphase endet im Dezember 2014. Zollner hofft auf eine Breitenwirkung
des Projektes: Ziel sei es, eine grundlegende Bewusstseinsänderung anzuregen – vor
allem in Ländern und Gesellschaften, in denen Missbrauch immer noch ein Tabu ist.
Missbrauchsprävention in Theorie und Praxis, Hoffnung auf Breitenwirkung
Alternativ zum E-Learning-Kurs erarbeitet das Zentrum für Kinderschutz
derzeit eine Kurzschulung von zwei bis drei Stunden für Menschen, die den 30-stündigen
E-Learning-Kurs aus verschiedenen Gründen nicht machen können, so der Vizerektor der
Gregoriana. Zollner berichtet weiter, dass man sich mitnichten nur auf virtuelle Schulungen
verlassen wolle: „Vor allem für Verantwortliche in Pfarreien, Schulen, Kindergärten,
Krankenhäusern und kirchlichen Waisenhäusern (...) werden wir den Kurs als Ganzen
durchführen und wirhoffen, dass sich über die ausführliche Schulung von diesem
pädagogischen und kirchlichen Personal auch insgesamt an der Einstellung den Fragen
des Missbrauchs und der richtigen Beziehungsgestaltung gegenüber auch in der Pastoral
etwas ändern wird.“
Weitere Ziele seien der Ausbau der wissenschaftlichen
Aufarbeitung des Themas in Zusammenarbeit mit Jesuitenfakultäten und katholischen
Hochschulen weltweit sowie eine umfangreiche Internetdatenbank auf der Internetseite
des Zentrums für Kinderschutz, die als Service für alle am Thema Interessierten gedacht
ist.