2013-06-03 10:48:19

Biennale in Venedig: Ein gelungener Beitrag des Vatikan


RealAudioMP3 46.000 Quadratmeter für die Kunst: Venedig verwandelt sich in diesem Sommer wieder in die Kunsthauptstadt der Welt, an diesem Samstag wurde die Biennale, die wichtigste Kunstschau der Welt, für das Publikum eröffnet. Zu den Besonderheiten in diesem Jahr gehört, dass nach einigen Jahren Anlauf erstmals der Vatikan mit einem eigenen Pavillon vertreten ist. Jesuitenpater Friedhelm Mennekes besucht zum zwölften Mal die Biennale, als Gründer der Kunst-Station Sankt Peter in Köln war er lange Jahre selber mit dem Ausrichten von Ausstellungen moderner Kunst und dem Dialog mit Künstlern beschäftigt. Bis heute ist er Gastprofessor an verschiedenen Kunst-Hochschulen in Europa und den USA. Der Vatikan habe einen guten Auftritt in Venedig, findet er.

„Er präsentiert drei Beiträge zum generellen Thema der Biennale und das ist insofern sehr gut, als er sehr demütig und einfach auftritt. Das Schöne ist wirklich, dass er sich integriert. Es passt vielen Leuten nicht, aber er hat eine gute Ausstellung gemacht.“

Die Gestaltung des Vatikanbeitrages verantwortet Mikol Forti, Chefin der Abteilung für zeitgenössische Kunst in den Vatikanischen Museen.

„Es sind drei Beispiele von sagen wir mal nicht unbedingt riskanten Künstlern, die alle etabliert und bekannt sind und gut ihr Geschäft verstehen. Das fängt mit vier Video-Screens an, die den ganzen Raum bestimmen. Es geht um den Prozess der Schöpfung und das Schöne ist, dass die erste Aufgabe, die der Mensch bekommt, nämlich den Tieren und Pflanzen und der ganzen Schöpfung Namen zu geben, hier spielerisch durch eine Gruppe, aus der immer mal wieder einer hervortritt und Griffe in die Luft macht und dadurch werden dann die Namen geschrieben. Das ist so toll! Ich habe nicht nur Jugendliche gesehen, der Raum wird schnell voll und behält die Leute und es ist meistens voll. Das macht eine tolle Stimmung, weil der Betrachter wirklich einbezogen ist.“

Aber im strengen Sinn religiöse Kunst ist es nicht, sagt Mennekes.

„Die Tatsache, dass der Vatikan das zeigt aber auch die Tatsache, dass die Bilder eine Qualität haben, dass man an ihnen hängen bleibt, das öffnet eine Art spirituelle Dimension. Das ist die neue Rolle der Kunst, das neue Konnotationen von ihnen aufgerufen werden, die man normalerweise nicht sieht. Das macht dann der Raum. Es ist ganz normale, gute Kunst, die es versteht, im Heute innovativ aufzutreten und den Menschen auf seine Weise abzuholen, zu faszinieren und zum Nachdenken zu bringen.“

Nicht immer sei die Geschichte zwischen Welt der Kunst und der Kirche glücklich verlaufen, zur ersten Biennale sei der Besuch noch mit einer Kirchenstrafe belegt gewesen. Auch die jüngste Geschichte ist nicht freu von Irritationen, so ist das Treffen zwischen Künstlern und Papst Benedikt XVI. von vielen als zu intellektuell und vereinnahmend empfunden worden.

„Da haben sie offensichtlich draus gelernt, man muss bei einem solchen Neuauftritt ja auch das Gespräch mit den Künstlern neu lernen. Sie sind still aufgetreten und haben nur für ein allgemeines Interesse, ein allgemeines Thema ihren Beitrag geleistet.“

Das Thema der Biennale spielt mit dem Wissen der Welt. Kunst sei einer der Wege, das Leben zu verstehen, so hatte der Kurator der Biennale, Massimiliano Gioni, zu Beginn erklärt. Dazu müsse die Komplexität der Welt reduziert werden.

„Und da spielt die Religion eine Rolle. Die Religion ist wesentlich dazu da, dass sie die Komplexität in Symbole, in Erfahrungen, in Stimmungen und Verhaltensweisen aufhebt, also das, was der Mensch im Bauch oder Herzen hat oder auch im Kopf. Von daher ist die Religion wie nie zuvor nach meinem Überblick hier [auf der Biennale] verbreitet und thematisiert. Es gibt zum Beispiel eine Genesis-Illustration von einem Comic-Zeichner mit über 300 Details. Es gibt unglaublich viele Kreuze es gibt viele auch nichtchristliche Symbole, das ist das Sensationelle hier. Und hier bringt sich demütig der Vatikan ein mit einem Element.“

Fast schon spielerisch werde der Besucher im Vatikan-Pavillon empfangen und durch das Thema der Schöpfung weitergegeben an ein ernsteres Thema, das der Zerstörung und des Widerstandes gegen die Schöpfung. Dadurch ergebe sich dann das Bedürfnis eines Neuanfanges. Der tschechischen Fotografen Josef Koudelka, der US-amerikanischen Maler Lawrence Carroll und die Mailänder Künstlergruppe „Studio Azzurro“ sind die Künstler, die im Pavillon zu sehen sind.

„Natürlich tut sich die internationale Kritik schwer, sie können nicht akzeptieren, dass der Vatikan wirklich mal einen guten Griff gemacht hat, sie können nicht verstehen, dass die Kunst jetzt mit Überlebensfragen der Welt in Verbindung gebracht wird, damit haben sie ihre Schwierigkeiten. Aber für die Leute ist das so attraktiv, weil wirklich mit dem Bild gearbeitet wird und der Mensch durch die Qualität des Bildes sich einbezogen fühlt. Deswegen sind eine gewisse Leichtigkeit und eine Ernsthaftigkeit zugleich im Raum. Das ist das Tolle, was man hier sehen kann. Insofern glaube ich, dass die Ausstellung nicht nur große Zahlen haben wird, sondern viel Freude machen wird.“

(rv 02.06.2013 ord)







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