Biennale in Venedig: Ein gelungener Beitrag des Vatikan
46.000 Quadratmeter
für die Kunst: Venedig verwandelt sich in diesem Sommer wieder in die Kunsthauptstadt
der Welt, an diesem Samstag wurde die Biennale, die wichtigste Kunstschau der Welt,
für das Publikum eröffnet. Zu den Besonderheiten in diesem Jahr gehört, dass nach
einigen Jahren Anlauf erstmals der Vatikan mit einem eigenen Pavillon vertreten ist.
Jesuitenpater Friedhelm Mennekes besucht zum zwölften Mal die Biennale, als Gründer
der Kunst-Station Sankt Peter in Köln war er lange Jahre selber mit dem Ausrichten
von Ausstellungen moderner Kunst und dem Dialog mit Künstlern beschäftigt. Bis heute
ist er Gastprofessor an verschiedenen Kunst-Hochschulen in Europa und den USA. Der
Vatikan habe einen guten Auftritt in Venedig, findet er.
„Er präsentiert
drei Beiträge zum generellen Thema der Biennale und das ist insofern sehr gut, als
er sehr demütig und einfach auftritt. Das Schöne ist wirklich, dass er sich integriert.
Es passt vielen Leuten nicht, aber er hat eine gute Ausstellung gemacht.“
Die
Gestaltung des Vatikanbeitrages verantwortet Mikol Forti, Chefin der Abteilung für
zeitgenössische Kunst in den Vatikanischen Museen.
„Es sind drei Beispiele
von sagen wir mal nicht unbedingt riskanten Künstlern, die alle etabliert und bekannt
sind und gut ihr Geschäft verstehen. Das fängt mit vier Video-Screens an, die den
ganzen Raum bestimmen. Es geht um den Prozess der Schöpfung und das Schöne ist, dass
die erste Aufgabe, die der Mensch bekommt, nämlich den Tieren und Pflanzen und der
ganzen Schöpfung Namen zu geben, hier spielerisch durch eine Gruppe, aus der immer
mal wieder einer hervortritt und Griffe in die Luft macht und dadurch werden dann
die Namen geschrieben. Das ist so toll! Ich habe nicht nur Jugendliche gesehen, der
Raum wird schnell voll und behält die Leute und es ist meistens voll. Das macht eine
tolle Stimmung, weil der Betrachter wirklich einbezogen ist.“
Aber im strengen
Sinn religiöse Kunst ist es nicht, sagt Mennekes.
„Die Tatsache, dass der
Vatikan das zeigt aber auch die Tatsache, dass die Bilder eine Qualität haben, dass
man an ihnen hängen bleibt, das öffnet eine Art spirituelle Dimension. Das ist die
neue Rolle der Kunst, das neue Konnotationen von ihnen aufgerufen werden, die man
normalerweise nicht sieht. Das macht dann der Raum. Es ist ganz normale, gute Kunst,
die es versteht, im Heute innovativ aufzutreten und den Menschen auf seine Weise abzuholen,
zu faszinieren und zum Nachdenken zu bringen.“
Nicht immer sei die Geschichte
zwischen Welt der Kunst und der Kirche glücklich verlaufen, zur ersten Biennale sei
der Besuch noch mit einer Kirchenstrafe belegt gewesen. Auch die jüngste Geschichte
ist nicht freu von Irritationen, so ist das Treffen zwischen Künstlern und Papst Benedikt
XVI. von vielen als zu intellektuell und vereinnahmend empfunden worden.
„Da
haben sie offensichtlich draus gelernt, man muss bei einem solchen Neuauftritt ja
auch das Gespräch mit den Künstlern neu lernen. Sie sind still aufgetreten und haben
nur für ein allgemeines Interesse, ein allgemeines Thema ihren Beitrag geleistet.“
Das
Thema der Biennale spielt mit dem Wissen der Welt. Kunst sei einer der Wege, das Leben
zu verstehen, so hatte der Kurator der Biennale, Massimiliano Gioni, zu Beginn erklärt.
Dazu müsse die Komplexität der Welt reduziert werden.
„Und da spielt die
Religion eine Rolle. Die Religion ist wesentlich dazu da, dass sie die Komplexität
in Symbole, in Erfahrungen, in Stimmungen und Verhaltensweisen aufhebt, also das,
was der Mensch im Bauch oder Herzen hat oder auch im Kopf. Von daher ist die Religion
wie nie zuvor nach meinem Überblick hier [auf der Biennale] verbreitet und thematisiert.
Es gibt zum Beispiel eine Genesis-Illustration von einem Comic-Zeichner mit über 300
Details. Es gibt unglaublich viele Kreuze es gibt viele auch nichtchristliche Symbole,
das ist das Sensationelle hier. Und hier bringt sich demütig der Vatikan ein mit einem
Element.“
Fast schon spielerisch werde der Besucher im Vatikan-Pavillon
empfangen und durch das Thema der Schöpfung weitergegeben an ein ernsteres Thema,
das der Zerstörung und des Widerstandes gegen die Schöpfung. Dadurch ergebe sich dann
das Bedürfnis eines Neuanfanges. Der tschechischen Fotografen Josef Koudelka, der
US-amerikanischen Maler Lawrence Carroll und die Mailänder Künstlergruppe „Studio
Azzurro“ sind die Künstler, die im Pavillon zu sehen sind.
„Natürlich tut
sich die internationale Kritik schwer, sie können nicht akzeptieren, dass der Vatikan
wirklich mal einen guten Griff gemacht hat, sie können nicht verstehen, dass die Kunst
jetzt mit Überlebensfragen der Welt in Verbindung gebracht wird, damit haben sie ihre
Schwierigkeiten. Aber für die Leute ist das so attraktiv, weil wirklich mit dem Bild
gearbeitet wird und der Mensch durch die Qualität des Bildes sich einbezogen fühlt.
Deswegen sind eine gewisse Leichtigkeit und eine Ernsthaftigkeit zugleich im Raum.
Das ist das Tolle, was man hier sehen kann. Insofern glaube ich, dass die Ausstellung
nicht nur große Zahlen haben wird, sondern viel Freude machen wird.“