2013-05-30 11:24:57

Syrien: „Nur eine Minderheit will Demokratie”


RealAudioMP3 Die Mehrheit der syrischen Opposition ist gegen Demokratie. Das sagte der Chef der UNO-Untersuchungskommission zu Syrien, Paulo Pinheiro, am Mittwoch zu Journalisten in Paris. Nach Einschätzung des brasilianischen Diplomaten bringe der Bürgerkrieg in Syrien immer schlimmere Gräueltaten zum Vorschein. Inzwischen sind nach offiziellen Angaben der Vereinten Nationen bereits über 1,6 Millionen Syrer in die Nachbarländer geflohen. Dies könnte die ethnischen und religiösen Strukturen in der gesamten Region negativ beeinflussen und die Lage im Nahen Osten noch weiter verschlimmern. Das sagt gegenüber Radio Vatikan der Islam- und Nahost-Experte Jesuitenpater Samir Khalil Samir, der an der Universität Beirut doziert.

„Viele Menschen im Libanon sind besorgt, weil der Konflikt in Syrien immer mehr zu einer Auseinandersetzung zwischen Schiiten und Sunniten wird. Das sind die zwei Hauptströmungen im Islam. Im Libanon macht sich das auch bemerkbar, indem die schiitische Hisbollah sich aggressiver als zuvor gegen die sunnitischen Libanesen verhält. Im Norden des Libanon – also in der Stadt Tripoli – gibt es bereits jeden Tag Scharmützel mit Toten. Auch im Süden Beiruts gibt es Gewaltakte. Das sind alles Anzeichen, die ernst zu nehmen sind.“

Die Gewaltwelle in Syrien sei aber nicht nur für den Libanon und die syrischen Nachbarländer ein Problem, so Pater Samir Khalil.

„In der gesamten arabischen Welt gibt es heute mehr Kontraste und Konflikte als jemals zuvor. Grund hierfür ist die Radikalisierung des Islam in der gesamten Region. Das ist das Grundproblem in der arabischen Welt, das man eigentlich angehen müsste. Da kommt es nicht mehr darauf an, ob man im Irak, in Ägypten oder in Syrien ist. Diese Radikalisierung hat ihre Wurzeln auch in der Haltung Israels und dessen westlicher Verbündeter, zum Beispiel in Bezug auf besetzte Gebiete wie beispielsweise die Golanhöhen, die eigentlich vom internationalen Recht her zu Syrien gehören.“

Hintergrund
Größtes Aufnahmeland syrischer Flüchtlinge ist weiterhin Jordanien mit 491.912 registrierten oder auf Registrierung wartenden syrischen Flüchtlingen. Mit 495.776 Flüchtlingen folgt der Libanon, der selbst nur vier Millionen Einwohner zählt. Auf dem dritten Platz liegt die Türkei mit 377.154 aufgenommenen Syrern. 51,4 Prozent der Schutzsuchenden sind jünger als 18.

(rv/afp/reuters 30.05.2013 mg)








All the contents on this site are copyrighted ©.