D: Erzbischof Schick fordert mehr Einsatz gegen Menschenhandel
Mit einem Appell,
Menschenhandel in seinen modernen Formen wirksam entgegenzutreten, ist heute die „Jahrestagung
Weltkirche und Mission“ in Würzburg zu Ende gegangen. Drei Tage lang berieten 140
Teilnehmer aus der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), dem Zentralkomitee der deutschen
Katholiken (ZdK), den kirchlichen Hilfswerken sowie aus Diözesen und Ordensgemeinschaften
darüber, welche Möglichkeiten es im Kampf gegen Menschenhandel gibt. Die Tagungsleitung
übernahm unter anderem der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick. Im Gespräch mit Radio
Vatikan beklagt er einen grundsätzlichen Anstieg des Menschenhandels, der eine moderne
Form der Sklaverei sei.
„Der Menschenhandel nimmt zu und Prostitution ist
eine Facette davon. Dazu gehört aber vor allen Dingen auch der Menschenhandel für
billige Arbeitskräfte in europäischen Ländern – bei uns etwa die Frage der Leiharbeit.
Dazu gehört aber genauso, wenn in Pakistan, in Indien oder in Bangladesch in Fabriken
billige Kleider hergestellt werden - unter menschenunwürdigen Bedingungen ohne Arbeitsrechte.“
Das
zunehmende Ausmaß von Menschenhandel verlangt nach Meinung des Vorsitzenden der „Kommission
Weltkirche“ ein deutlicheres Einschreiten in vielen europäischen Ländern. Er beklagt,
dass die im Jahr 2011 verabschiedete „EU-Richtlinie zur Bekämpfung des Menschenhandels“,
die durchaus positive Impulse aufweise, in vielen beteiligten Ländern bis heute nicht
zum nationalen Recht wurde.
„Die Richtlinie der EU fordert, dass Menschenhandel
als Verbrechen stärker deklariert und dann auch bestraft wird. Diese Richtlinie ist
noch nicht in allen Ländern umgesetzt worden, auch in Deutschland nicht. Die Länder
müssen das in ihre eigene Gesetzgebung einbringen und dann auch darüber wachen, dass
diese Gesetze eingehalten werden – und wenn nicht entsprechende Strafen folgen.“
Ein
besonderes Anliegen ist dem Erzbischof, jede Form von Menschenhandel zum Zweck der
sexuellen Ausbeutung zu unterbinden. Das Engagement der Caritas in Osteuropa zeige,
wie wichtig es sei, junge Frauen dafür zu sensibilisieren - damit sie gar nicht erst
in die Fänge von Menschenschleppern geraten. Auch in Deutschland dränge das Thema:
Seitdem das Prostitutionsgesetz von 2001 in Kraft getreten ist, das die rechtliche
Stellung von Prostituierten gesetzlich regelt, sei es für die deutsche Caritas schwieriger
geworden, Prostitution grundsätzlich als menschenunwürdig kenntlich zu machen. Schick
dazu:
„Die Politik hat Gesetze gemacht, die die Würde und auch die Rechte
der Frauen, die leider Gottes in diesem Gebiet tätig sind, nicht genügend schützt.
Das Gesetz von 2001 ist inzwischen von allen als veränderungsbedürftig erachtet worden.
Die Kirche sagt, Prostitution soll insgesamt unterbunden werden. Der Staat muss Gesetze
erlassen, die diesem Ziel möglichst nahe kommen.“
Bei der Tagung in Würzburg
waren sich alle Teilnehmer darin einig, künftig tatkräftiger gegen Sklaverei und Menschenhandel
vorzugehen und dabei auch Politiker mit ins Boot zu holen:
„Wir haben eine
Resolution verfasst, einhellig mit allen ungefähr 140 Akteuren im weltkirchlichen
Bereich. Um es schlagwortartig zu sagen geht es darum: Die Bevölkerung sensibilisieren,
damit sie auf Menschenhandel aufmerksam wird und mithilft, dass er unterbunden wird.
Das andere ist, dass wir Organisationen der Kirche unterstützen, die gegen Menschenhandel
agieren – und zwar sowohl in Afrika, Asien, Lateinamerika, als auch bei uns. Dass
wir sie ideell und finanziell noch mehr unterstützen. Hier in Europa werden solche
Stellen auch staatlich gefördert, und wir fordern, dass der Staat sie noch stärker
fördert, damit sie noch aktiver werden können. Wir haben uns auch verpflichtet, mit
den Politikern ins Gespräch zu kommen, um Gesetze mitzuerwirken, die den Menschenhandel
unterbinden.“