Somalia: Internationale Gemeinschaft weiter gefragt
In Somalia gehen die
Anstrengungen zu einer Stabilisierung des Landes weiter, auch wenn die Aktivitäten
der fundamentalistischen Milizen der Al-Shabaab weiterhin zahlreiche Todesopfer fordern.
Erst an diesem Sonntag starben bei einem Doppelanschlag im Distrikt von Garissa, an
der Grenze zu Kenia, mindestens sechs Menschen. Die internationale Gemeinschaft konzentriert
sich auch auf die humanitäre Katastrophe im Land, die nach wie vor ungelöst ist. Das
erklärt im Interview mit Radio Vatikan der Generalsekretär der Nichtregierungsorganisation
Intersos, Marco Rotelli:
„Die Situation ist nach wie vor sehr schlimm. Somalia
kommt gerade aus einer schweren Lebensmittelkrise, die zu den 20 Jahren des Konfliktes
und der Anarchie hinzukam. Besonders betroffen sind die Jüngsten: 250.000 Kinder in
Somalia leiden unter Unterernährung und brauchen deshalb schnell Hilfe. Die Situation
ist fast auf dem gesamten Territorium im Zentrum und Süden schwierig. Es ist offensichtlich,
dass der Zugang zu den Dörfern besser wird, doch es ist nach wie vor sehr kompliziert:
unsere Hauptsorge ist nun, die Dörfer zu erreichen, die seit aufgrund der prekären
Sicherheitslage seit einiger Zeit nicht zugänglich waren.“
Die finanziellen
Hilfen der internationalen Gemeinschaft, die auch der Somalia-Gipfel in London erst
kürzlich zugesagt hatte, seien dringend notwendig. Sie seien eine Garantie für die
Arbeit der Hilfswerke bei der Soforthilfe für die somalische Bevölkerung. Doch das
ist nicht alles, erinnert Rotelli:
Es ist genauso wichtig, und das dürfen
wir nicht vergessen, auch mithilfe von geeigneten Finanzierungsmaßnahmen die Strukturen
für die neu entstehende Regierung zu schaffen, damit sie gestärkt wird und vor allem
bei der Durchführung ihrer Aufgaben flächendeckend handeln kann. Wir dürfen uns also
nicht auf nur Mogadischu konzentrieren. Stattdessen sondern versuchen wir, auch eine
Kontrolle über die Rand-Gebiete zu erhalten, denn ansonsten verlieren wir das Spiel
sehr schnell.
Eine weitere Herausforderung stelle der Flüchtlingsstrom
dar, der mittlerweile in beide Richtungen verlaufe: Während einige Personen sich dafür
entschieden, in das Land zurückzukehren, entschlössen sich andere dazu, es zu verlassen.
„Somalia
ist ein Land, das immer noch fast drei Millionen Vertriebene und Binnenflüchtlinge
zählt. Verglichen mit der Gesamtbevölkerung sprechen wir hier über eine enorme Anzahl
von Personen, die sich nicht an ihrem Heimatort aufhalten. Das schafft Instabilität.
Es ist auch wichtig zu verstehen, dass der berühmte ,Boom´ des Neuaufbaus vor allem
in der Hauptstadt für neue Obdachlose sorgt, die aus anderen Landesteilen nach Mogadischu
gekommen sind. Eine besondere Aufmerksamkeit für den ordnungsgemäßen Wiederaufbau
in einem so konfusen Ambiente wie Somalia ist fundamental um nicht noch mehr Leiden
zu schaffen - besonders für alle, die bereits seit Jahren dazu gezwungen sind, fern
ihrer Heimatorte zu leben.“