Österreich: Unterschiede heißen nicht gleich Trennung
Unterschiede zeugen nicht zwangsläufig von einer Trennung – das war der gemeinsame
Tenor der konfessionsverschiedenen Kirchenvertreter, die auf der „Langen Nacht der
Kirchen“ in Wien miteinander ins Gespräch kamen. Die katholische Stimme auf dem Podest
in der Lutherischen Stadtkirche gab der emeritierte Wiener Weihbischof Helmut Krätzl,
der gegenüber je einem Vertreter der evangelischen, orthodoxen, anglikanischen und
altkatholischen Kirche festhielt, dass es theologisch gesehen zwischen den einzelnen
Konfessionen weit mehr Übereinstimmung gäbe, als dies in der Praxis und im Kirchenrecht
deutlich werde. Dass Papst Franziskus gleich zu Beginn seiner Amtszeit auch so deutlich
seine Funktion vor allem als Bischof von Rom herausstelle, sei nach Krätzl ein bedeutsames
ökumenisches Zeichen.
Entsprechend äußerte auch der orthodoxe Metropolit Arsenios
seine Hoffnung, dass nun eine größere Kollegialität und weniger Zentralismus durchgesetzt
würde. Der anglikanische Reverend Patrick Curran sah durch den Pontifikatswechsel
neue Perspektiven, wie das Verhältnis von Orts- und Weltkirche gestaltet werden könnte.
Die altkatholische Pfarrerin Sabine Clasani sprach die nach wie vor nicht vorhandene
eucharistische Gemeinschaft an, worin sie hingegen aber eine Möglichkeit sehe, die
Kirchen einander näher zu bringen. Der evangelische Bischof Michael Bünker warnte
diesbezüglich vor einer allzu großen Erwartungshaltung: Zwar gebe es im Eucharistieverständnis
zwischen katholischer und lutherischer Kirche kaum Unterschiede, das Problem liege
jedoch im unterschiedlichen Amts- und Kirchenverständnis.