Der Bischof von Basel,
Felix Gmür, will den Dialog mit den Seelsorgern in seinem Bistum verstärken. Dies
sei besonders wichtig im Hinblick auf die pastoralen Anfragen, die von den Unterzeichnern
der so genannten „Pfarrei-Initiative“ genannt werden. Das sagt der Bischof im Gespräch
mit Radio Vatikan. Der Dialog zwischen dem Bischof und den Seelsorgern soll unter
dem Titel „Pastoraler Entwicklungsplan im Dialog“ weitergeführt werden. Dialog statt
Sanktionen, das seien Ziel und Zweck des Pastoralen Entwicklungsplanes, so Gmür.
„Sanktionen
bringen nichts, weil Sanktionen auf Tatsachen beruhen müssen, die man wirklich feststellen
muss. Ich müsste also für Seelsorger ein Verfahren einführen. Aber das würde unsere
Zeit und unsere Kräfte überfordern. Jede Sanktion würde im Übrigen jeden Dialog beenden.
Aber ich brauche ja Seelsorger. Deshalb ist es besser, sie ins Boot zurückzuholen
anstatt sie auszugrenzen.“
Die „Pfarrei-Initiative“ ist am 10. November
2012 entstanden. 90 Seelsorgende forderten damals Reformen, wie die Kommunionausteilung
für Andersgläubige, Laienprediger und die Segnung wiederverheirateter Paare. Die Schweizer
Bischöfe lehnen die Initiative ab. Unter den Unterzeichnern sind auch mehrere Seelsorger
aus dem Bistum Basel – aber nicht alle, wie Bischof Gmür betont. Er wolle auf jeden
Fall auf alle zugehen.
„Es ist eine Vertrauensoffensive, weil immer Vertrauen
gefordert wird vom Bischof. Das ist für mich kein Problem, aber ich verlange ebenso
Vertrauen, weil Vertrauen mit Verlässlichkeit und Verbindlichkeit zu tun hat. Auch
ein Bischof hat das Recht, Vertrauen einzufordern und ich muss mir sicher sein, wenn
ich Vertrauen schenke, dass dieses Vertrauen nicht missbraucht wird. Deswegen verlange
ich, das Grenzen respektiert werden.“
Dem „Pastoralen Entwicklungsplan
im Dialog“ waren mehrere Gespräche in den vergangenen Wochen vorangegangen: mit 52
Priestern, 28 Diakonen, 127 Laientheologinnen und Laientheologen sowie mit 25 Katechetinnen
und Katecheten. Von diesen 232 Personen hatten 133 den Text der „Pfarrei-Initiative“
unterzeichnet.
„Der Text der „Pfarrei-Initiative“ enthält zehn Punkte. Meine
Anfrage ging in die Richtung zu fragen, weshalb die Unterzeichner dieses Dokument
unterschrieben haben. Die meisten waren mit einem oder vielleicht zwei/drei Punkten
einverstanden und haben mir ihre Motivation dargelegt. Ich habe in einem Brief nun
zusammengefasst, was die drei Hauptstoßrichtungen sind, wieso unterschrieben wurde.
Ich bin dankbar, dass die theologische Reflexion sehr viel höher ist als im Text der
„Pfarrei-Initiative“.“
Zu den drei Hauptpunkten sagt Bischof Gmür, dass
die Gespräche aufgezeigt hätten, wo inhaltliche Klärungen nötig seien und wie man
gemeinsam vorgehen könne. Einer der Themenbereiche betreffe die pastoralen Berufe.
Dort gelte es, ein neues Zusammenwirken der verschiedenen Berufsrollen zu finden.
Ein weiterer Themenpunkt, der zwischen Bistumsleitung und den Mitarbeitern weiter
ausdiskutiert werden soll, ist das gegenseitige Vertrauen. Ein dritter Themenbereich
umfasst das Gebiet „Normen und Regeln“. Es sind also Punkte die die Weltkirche, aber
vor allem auch die katholische Kirche in der gesamten Schweiz betreffen.
„Wir
haben in der Schweiz vier Sprachregionen, doch die „Pfarrei-Initiative“ betrifft nur
die Deutschschweiz und da vor allem die Bistümer St. Gallen, Chur und Basel. Wir Bischöfe
haben uns geeinigt, dass jedes Bistum selber schauen muss, wie es mit dieser Initiative
umgehen soll, weil die Verhältnisse so unterschiedlich sind. Wir haben im Bistum Basel
für die Durchführung fünf Dialoghalbtage entschieden, nachdem ich von allen Seelsorgern
einen Antwortbrief gefordert habe. Nun wollen wir über den Text der Initiative hinausgehen.
Wir unterscheiden auch nicht mehr zwischen Unterzeichnern und Nicht-Unterzeichnern,
denn die Aufgabe des Bischofs besteht in der Schaffung der Einheit. Ich will nicht
die Seelsorger spalten und vom Bistum trennen. Vielmehr geht es doch darum, dass sie
mit mir eine Einheit bilden.“
Bischof Gmür unterstrich in einem offenen
Brief vom Donnerstag, dass die Seelsorge an sich in einem großen Umbruchprozess stecke.
„In
diesem Brief schreibe ich auch, dass ich keine Lösungen für Probleme finden kann,
aber der Nachsatz ist ebenso wichtig: und dann ist es so, wie es einmal war. Es wird
aber nie so sein, wie es einmal war. Das ist die Spannung, in der wir drin sind und
die manche Seelsorgerin und Seelsorger, aber auch manche Bischöfe, nur schlecht aushalten
können. Die Kirche wird nie mehr so sein, wie sie einmal war. Wie sie sein wird, dass
weiß ich nicht und ich nehme an, dass das auch andere nicht wissen. In diesem Umbruchprozess
ist es wichtig, die verschiedenen pastoralen Dienste in ihrer Zuordnung neu zu sehen.“