Frage an Pater Hagenkord SJ: Wie war die Messe mit dem Papst?
In diesen Tagen nehmen
Mitarbeiter von Radio Vatikan an den morgendlichen Messfeiern mit Papst Franziskus
teil, darunter war an diesem Montag auch der Leiter der deutschsprachigen Redaktion
von Radio Vatikan, Pater Bernd Hagenkord. Franziskus sende mit der Einladung zur Messe
ein positives Signal an alle Vatikanmitarbeiter aus, unterstreicht der Jesuit im Gespräch
mit Radio Vatikan.
Pater Hagenkord, Sie haben heute an der Morgenmesse
mit dem Papst teilgenommen. Welchen Eindruck haben Sie bekommen? Was werden Sie nicht
vergessen?
„Zunächst einmal ist das eine ganz normale katholische Werktagsmesse,
kein Pontifikalhochamt, der Papst trägt auch keine Mitra, keinen Stab, sondern ganz
einfach tritt er dort auf. Und in dem Stil ist auch die ganze Messe gestaltet; es
sind so ungefähr 70 Leute in einer wunderschönen Kapelle in dem Gästehaus, zwei Konzelebranten,
einige andere Priester usw., ganz schlicht gehalten, und der Papst predigt immer frei. Beeindruckend
ist genau das – die Klarheit, die Einfachheit, die Direktheit, mit der Papst Franziskus
dort die Messe feiert, aber eben auch, dass das für ihn eine Messfeier ist und kein
Auftritt, man merkt ihm die Konzentration sehr deutlich an, fast schüchtern tritt
er dort auf. Also gar nicht das, was man aus den Fernsehbildern so kennt, sondern
sehr konzentriert, sehr betend.“
Mal inhaltlich gesehen – es scheint,
dass der Papst in den Morgenmessen kleine, handliche Botschaften mit auf den Weg gibt:
„nein zum Geschwätz“, „nein zur Armut als Ideologie, „nein zum Wohnzimmerchristentum“…
Wie sehr sind diese Botschaften denn an ein bestimmtes Publikum oder die jeweilige
Gruppe Mitarbeiter aus dem Vatikan adressiert? Oder sind die Predigten eher allgemein
zu verstehen?
„Das ist ein wenig auch ein Problem der Berichterstattung.
Die Sätze kommen vor und er setzt sie auch genauso, aber sie kommen ja in der Predigt
im Verlauf eines Gedankenganges vor. Natürlich ist das immer auch den Menschen selbst
gesagt, er schaut ja auch immer die Leute an, spricht zu den Leuten, die dort versammelt
sind, er spricht nicht in die ganze Welt, deshalb muss man schon sagen – so glaube
ich -, dass das keine allgemeinen Aussagen sind. Ich glaube aber auch nicht, dass
das immer in bestimmte Situationen hineingesprochen ist, dass er quasi den Leuten,
die da sitzen, etwas mitgeben will. Nein, ich glaube, es sind insgesamt Dinge, die
er im Herzen trät und weitergeben will – fromme, geistliche, spirituelle Merksprüche.“
Ist
das eigentlich üblich, dass ein neuer Papst seinen ganzen Mitarbeiterstab auf diese
Art und Weise kennenlernt? Wie ist das zu deuten?
„Das hat es so glaube
ich noch nicht gegeben, dass ein Papst so systematisch wirklich mit allen Messe feiern
will, das wird auch noch ein bisschen so weitergehen, der Vatikan hat ungefähr 4.000
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, und hinzu kommen ja auch jeweils noch andere Personen.
Der Papst hat also noch einige Morgenmessen vor sich.... Ein Kennenlernen, naja, der
Papst hat dann irgendwann allen die Hände geschüttelt, aber man kann wohl kaum sagen,
man habe ihn kennengelernt oder er hat uns kennengelernt. Aber es ist schon einmal
ein Kontakt-Aufnehmen; er sagt uns damit: ,Wir arbeiten zusammen', ,ihr von Radio
Vatikan macht die Kommunikation nach außen' etc. - je nachdem, wen er vor sich hat.
Auf Englisch würde man das wohl ,community spirit’ nennen, ein Gemeinschaftsgeist,
der da geschaffen wird. Und es ist auch wunderbar, dass das um den Altar herum geschieht
und nicht in einer Audienz, sondern in einer Gottesdienstfeier! Das ist, glaube ich,
tatsächlich eine Erfindung von Papst Franziskus, das so zu machen. Ich persönlich
finde das wunderschön, und fühle mich ein wenig auch in meiner Arbeit hier bei Radio
Vatikan bestärkt.“