Österreich: „Plötzlich wird über Schwächen in der Kirche geredet“
Papst Benedikt XVI. hat mit seiner Rücktrittserklärung ein „Eingeständnis seiner eigenen
Schwäche und seiner Grenzen“ gemacht, welches aber erst ermöglichte, „dass der Geist
Gottes wirken konnte“ und es zu Erneuerungsschritten in der Kirche kam: Das betonte
Kardinal Christoph Schönborn im Pfingsthochamt vor mehr als 4.000 Gläubigen im Wiener
Stephansdom, darunter auch zahlreiche Touristen, die der Kardinal in mehreren Sprachen
begrüßte.
Benedikt XVI. habe vor drei Monaten etwas ausgelöst, in dessen Folge
sich bei vielen in der Kirche die Herzen öffneten. So sei es möglich geworden, dass
beim Vorkonklave in der Synodenaula sehr offen gesprochen werden konnte. „Und es wurde
plötzlich auch über Schwächen geredet“, sagte der Wiener Erzbischof: „Denn der Heilige
Geist sagt: Steig herab vom Hohen Ross; bekenne, dass du Hilfe brauchst.“, zitierte
Schönborn.
Der Heilige Geist habe im weiteren Verlauf, während des Konklaves,
„Zeichen gegeben“, damit der zum Papst gewählt werden konnte, „der nicht in unseren
Plänen war - auch nicht bei Journalisten und Medien“.
Dies sei auch eine Lehre
für das persönliche Leben: „Gott gibt uns Zeichen. Wir müssen heruntersteigen von
unserer Selbstsicherheit. Wir müssen die Gabe des Rates, die Gabe der Stärke, die
Gabe der Weisheit empfangen.“ Schönborn erinnerte an das letzte Schülerkreistreffen
mit Benedikt XVI. im September 2012 in Castel Gandolfo, als es um das Thema der Kircheneinheit
und des Ökumenismus gegangen war. Benedikt XVI. habe damals das Abschlusswort gehalten
und gesagt: „Ich glaube, der Sinn der Ökumene ist es, dass wir aufeinander hören und
voneinander lernen, was es heute heißt, Christ zu sein.“