2013-05-16 14:56:03

Schockenhoff: Gebrauchsanleitung zum Menschenklonen


RealAudioMP3 Was aktuell in der Stammzellenforschung geglückt ist, werten die US-amerikanischen Bischöfe als „Rückschritt der Menschlichkeit“: Erstmals ist es Wissenschaftlern gelungen, aus einem künstlich hergestellten Embryo Stammzellen zu gewinnen.

Im Bundesstaat Oregon haben Forscher menschliche Zellkerne aus erwachsenen Hautzellen gesaugt und anschließend in eine entkernte weibliche Eizelle übertragen. Ähnlich wie bei einer befruchteten Eizelle begann sich das Zellgemisch in der Petrischale zu teilen. Es entstand ein künstlicher Embryo, aus dem die Forscher Stammzellen abspalten konnten. Dass mit diesem Verfahren in Zukunft auch der geklonte Mensch theoretisch möglich wird, ist grundsätzlich nicht ausgeschlossen, so die Einschätzung des Moraltheologen Eberhard Schockenhoff von der Universität Freiburg:

„Die Veröffentlichung der Zeitschrift liest sich tatsächlich wie die Rezeptur, wie man das macht, einen Menschen zu klonen, einen Menschen zu schaffen: als genetische identische Kopie eines schon lebenden Originals. Ob das dann auch möglich ist, einen solchen Klon heranwachsen zu lassen, und ob sich eine Frau findet, die ihn sich implantieren lässt, dass sind alles Überlegungen, die weithin spekulativ sind. Aber es ist jedenfalls mit der Veröffentlichung dieser Gebrauchsanweisung stärker in die Nähe des Erwartbaren gerückt, als das bislang der Fall war.“

Auf die Veröffentlichung dieser Gebrauchsanweisung für das Klonen von Menschen, wie der Moraltheologe sagt, hat die US-Bischofskonferenz unmittelbar reagiert. An diesem Donnerstag bezeichnet sie diesen scheinbaren „technischen Fortschritt“ als „Rückschritt der Menschlichkeit“. Ähnlich sieht das auch Eberhard Schockenhoff:

„Der Spielraum, den die biologische Natur mir lässt, der wäre eben doch, wenn das Menschenklonen jemals Wirklichkeit würde, festgelegt. Das wäre ein Eingriff in die Freiheitssphäre eines Menschen, die mit unserem Menschenbild unvereinbar wäre.“

Demgegenüber betonen die Wissenschaftler, dass es ihnen tatsächlich gar nicht um das Klonen von Menschen gehe. Sie sprechen vielmehr vom so genannten Forschungsklonen, mit dem man etwa frisches Körpergewebe zur Bekämpfung von Parkinson oder Multipler Sklerose gewinnen könne. Schockenhoffs Einschätzung des umstrittenen Durchbruchs in der Stammzellenforschung fällt dennoch zwiespältig aus:

„Diese Abwehr von Besorgnissen gehört natürlich auch zum Rechtfertigungsritual der Wissenschaft. Innerhalb der seriösen Community arbeitet niemand daran, Menschen zu klonen. Aber mit der Veröffentlichung dieser sozusagen Gebrauchsanweisung, die zur Nachahmung einlädt, ist das zumindest einen Schritt näher in den Bereich des Vorstellbaren gerückt, dass auch diese Grenze einmal überschritten werden könnte. Dass die Wissenschaftler, die diese ersten Experimente vorgelegt haben und jetzt veröffentlichen, dies nicht selbst tun werden, dies steht außer Zweifel.“

Immerhin schließt der Moraltheloge sein Fazit zum potentiell nun möglichen Klonen von Menschen nicht ganz pessimistisch:

„Die Hoffnung besteht, dass ein solcher Akt niemals Wirklichkeit wird – dass die Wissenschaft diese moralische Grenze auch respektiert und die Klontechnik nicht dazu benutzt, einen erwachsenen Menschen als Klonkopie eines anderen zu erzeugen.“

(rv 16.05.13 sib)








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