Der Moskauer Patriarch Kyrill I. hat eine positive Bilanz der ersten Chinareise eines
russisch-orthodoxen Kirchenoberhaupts überhaupt gezogen. „Heute sind wir Zeugen der
Wiedergeburt der chinesisch-orthodoxen Kirche“, sagte Kyrill I. laut Kirchenangaben
vom Donnerstag in Shanghai. Mit der chinesischen Regierung habe er Schritte zur „Normalisierung“
der Lage der Orthodoxie in dem Land vereinbart. Das Kirchenoberhaupt lobte besonders,
dass sich erstmals zwei Chinesen mit Erlaubnis der Pekinger Religionsbehörde in Russland
zu Priestern ausbilden lassen dürfen. Von großer symbolischer Bedeutung sei zudem
der erste Gottesdienst seit fast 50 Jahren gewesen, den er am Mittwoch in der ehemaligen
orthodoxen Kathedrale von Shanghai gefeiert hatte. Heutzutage ist dort ein Museum
untergebracht. Dass ihn die chinesische Führung in das Land eingeladen habe, beweise,
dass diese die Bedeutung des „religiösen Faktors“ im Leben des eigenen Volkes und
in den russisch-chinesischen Beziehungen verstehe, so Kyrill I..
Der Patriarch
war am Freitag als erstes ausländisches Kirchenoberhaupt seit der Gründung der Volksrepublik
China 1949 vom Staatsoberhaupt empfangen worden. Der Staats- und Parteichef Chinas,
Xi Jinping, wertete die Begegnung mit Kyrill I. als Zeichen für das hohe Niveau der
chinesisch-russischen Beziehungen. Xi verwies zudem darauf, dass er im März bei seinem
Besuch in Moskau mit Kremlchef Wladimir Putin den Chinabesuch des Patriarchen erörtert
habe.
Die einst verfeindeten Regierungen in Peking und Moskau betonen seit
einigen Jahren ihre strategische Partnerschaft. 2011 richteten sie eine Dialogkommission
für religiöse Angelegenheiten ein, in der mehrere Konfessionen und Glaubensgemeinschaften
vertreten sind. Etwa 15.000 der 1,3 Milliarden Chinesen sind orthodoxe Christen.