Der katholische Erzbischof von Dublin, Diarmuid Martin, hat die geplante Änderung
der irischen Abtreibungsregelung kritisiert. Im Fall der angestrebten Gesetzesänderung
werde das ungeborene Leben in Irland weniger Schutz genießen als „unter den liberalen
Abtreibungsgesetzen anderer Länder“, bemängelt Martin laut der Zeitung „Irish Times“
vom Donnerstag. Nach dem ersten Entwurf des neuen Gesetzes ist ein Schwangerschaftsabbruch
erlaubt, sobald das Leben der Schwangeren in Gefahr ist. Darunter fällt auch die Gefahr
eines Suizids. Besorgt äußerte sich der Erzbischof über die Möglichkeit, dass ein
Schwangerschaftsabbruch noch in einem Stadium legal sein könne, in dem der Embryo
bereits selbstständig lebensfähig wäre. In diesem Fall verliere ein Kind sein verfassungsmäßiges
Recht auf gleichen Schutz wie andere Personen, so Martin.
Mit seinen Äußerungen
schaltete sich der Erzbischof erstmals in die Abtreibungsdebatte ein – und zwar einen
Tag vor Beginn der Anhörungen zu der Gesetzesvorlage vor dem parlamentarischen Gesundheitsausschuss.
Drei Tage sollen rund 50 medizinische Experten zum Thema angehört werden. Abtreibungsgegner
hatten die Zusammensetzung der Sachverständigen im Vorfeld kritisiert, da sich weder
Kirchenvertreter noch Vertreter zivilgesellschaftlicher Gruppen darunter befänden.
Hintergrund
der Reform ist der Tod einer 31-jährigen Inderin, die im Oktober in einem irischen
Krankenhaus gestorben war. Die Ärzte hatten sich geweigert, den Embryo der in der
18. Woche Schwangeren zu entfernen, bevor dessen Herztätigkeit aufgehört hatte. Nach
dem Tod des Ungeborenen zog sich die Frau eine Blutvergiftung zu, an der sievier Tage
später starb.