Fast dreißig deutsche
Hilfsorganisationen haben sich zusammengetan, um an diesem Donnerstag auf das Leid
der Menschen in Syrien aufmerksam zu machen. Am Aktionstag für die Opfer der Syrienkrise
beteiligen sich auch die Malteser: Auf ihren Internetseiten erscheint zunächst eine
schwarze Seite, dann startet ein Video mit dem Titel:„Stopp. Schau hin – Flüchtlingsdrama
Syrien“. Zerbombte Häuser, tote und verletzte Menschen sowie überfüllte Flüchtlingslager
flimmern über den Bildschirm. Das Video, das von der Aktion Deutschland Hilft produziert
wurde, erinnert eindringlich an die dramatische Situation der Menschen in Syrien.
Dass
sich die Malteser am Aktionstag beteiligen und das Video auch auf ihren Seiten zeigen,
ist für Ingo Radtke, den Generalsekretär von Malteser International, keine Frage.
Er erklärt im Gespräch mit Radio Vatikan:
„Wir sind der Auffassung, dass
das Leid der Menschen in Syrien – die sich seit zwei Jahren mit diesem Krieg auseinandersetzen
müssen – dass dieses Leid mehr Gehör braucht und dass wir mehr Hilfe organisieren
müssen. Das geht nur dann, wenn wir die Unterstützung der Öffentlichkeit, der Bevölkerung
haben. Wir wollen mit dieser Aktion den Menschen in Syrien, die das selber hier nicht
können, eine Stimme geben.“
Den Menschen in Deutschland müsse noch stärker
ins Bewusstsein gerückt werden, dass unter dem Krieg vor allem die vielen Menschen
in Syrien leiden, die den Krieg gar nicht führen, sondern das Land verlassen um ihr
Leben zu retten, so Radtke. Hinzu komme ein weiteres Problem:
„Wenn sich
zum Beispiel die Leute fragen: ‚Wenn ich jetzt versuche, den Menschen in Syrien zu
helfen, was passiert denn da? Wird mit meiner Spende nicht im Zweifelsfall etwas finanziert,
was durch den Krieg zerschlagen wird?’ Diese Zurückhaltung, die wir sehr, sehr gut
verstehen, führt aber letztlich dazu, dass den Menschen in Syrien nicht so geholfen
werden kann, wie es getan werden müsste.“
Bereits seit Juli 2012 sind
die Malteser sowohl in Syrien als auch in den angrenzenden Nachbarländern aktiv, um
den Flüchtlingen zu helfen. Radtke berichtet uns, was die Malteser vor Ort konkret
tun, um das Leid der Syrer zu lindern:
„Wir haben in Syrien zum Beispiel
1250 Familien versorgt – mit Öfen und dem nötigen Brennmaterial, also Öl zum Beispiel.
Wir haben Hygiene-Kits verteilt, und Ernährungshilfen bereitgestellt. Weitere Aktionen
in Syrien verbieten sich im Moment aus Gründen der Sicherheitslage. Wir sind aber
auch im Libanon aktiv: Die Malteser unterhalten dort zehn Gesundheitszentren. Insbesondere
in einem Zentrum, das an der Grenze zu Syrien liegt, werden viele Familien, die Zuflucht
im Libanon gesucht haben, von uns medizinisch mitversorgt. Wir sind auch in der Türkei
grenznah in der Flüchtlingshilfe tätig und haben dort zum Beispiel Kinder mit Ernährungshilfen
unterstützt und eine medizinische Versorgung für sie organisiert.“
Eine
weitere, sehr viel größere Hilfsmaßnahme in der Türkei werde außerdem gerade vorbereitet.
Ein großes Problem für die Hilfsorganisationen sei nicht nur das Geld, das für die
Finanzierung der Projekte benötigt wird, erklärt der Generalsekretär von Malteser
International:
„Mittel sind immer knapp. Das ist grundsätzlich ein Problem.
Was aber hier noch erschwerend hinzukommt, ist die schiere Masse der Betroffenen.
Wir reden von Millionen Flüchtlingen. Im Moment geht es nach Angaben der vereinten
Nationen um 6,8 Millionen Syrer, die davon betroffen sind. 4,2 Millionen, die intern
in Syrien herumirren und nach Sicherheit suchen und alleine schon 1, 4 Millionen Flüchtlinge
in Nachbarstaaten. Das ist mehr, als die Einwohner von Köln. Das muss man sich einmal
vorstellen: Eine Großstadt wie Köln, die auf der Flucht ist. Und die muss tagtäglich
mit dem nötigsten versorgt werden. Das ist eine ungeheure Aufgabe, die wirklich letztlich
die Unterstützung aller braucht, um das überhaupt bewältigen zu können.“
Radtke
appelliert deshalb an alle:
„Lasst uns genau hinschauen, lasst uns das Leiden
der Menschen sehen und lasst uns darum kümmern, dass wir dieses Leiden der Menschen
so schnell wie möglich beenden. Zum einen dadurch, dass der Krieg beendet wird und
zum anderen, indem wir die Menschen nicht alleine lassen in ihrer Not, dass wir auch
unserer Christenpflicht nachkommen, hier hinzuschauen und tätige Hilfe zu leisten.
Wenn man Hilfsorganisationen kennt, denen man vertraut, von denen man weiß, dass sie
in der Syrien-Hilfe tätig sind und diese Organisationen durch Spenden in die Lage
versetzt, zu helfen, dann ist das ungefähr so, als ob man selbst mit anfasst.“
Wer
die Hilfsarbeit der Malteser in Syrien durch eine Spende unterstützen möchte, findet
alle nötigen Hinweise auf den Internetseiten der Malteser.